1.300 Metaller*innen demonstrierten in Gevelsberg für höhere Löhne

„8 Prozent. 8.Prozent“, schallte es lautstark über den Vendomer-Platz. Die Ansage der 1.300 Metaller*innen, die sich in der Gevelsberger City versammelt hatten, war glasklar: „Wir brauchen jetzt 8 Prozent mehr Lohn. Und zwar dauerhaft, also in die Tabelle“.  Kolleginnen und Kollegen aus  Betrieben in Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen, Sprockhövel und Witten zeigten am Donnerstag den Arbeitgebern die „rote Karte!“, legten vorübergehend die Arbeit nieder und warnstreikten. „Das Feuer der Tarifrunde brennt, wir sind heiß für 8 Prozent und werden dafür alles geben“, sagte der 2. Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt bei der Begrüßung der Teilnehmer*innen, die zuvor in einem eindrucksvollen Demo-Zug durch  die Stadt im südlichen Ruhrgebiet demonstriert sind. „Wir zeigen den Arbeitgebern, wo der Hammer hängt! Die 1. Bevollmächtigte Clarissa Bader berichtete den Warnstreikenden, dass die Arbeitgeber in den bisherigen Verhandlungen nichts vorgelegt hätten, „was ansatzweise diskutierbar ist“. Stattdessen hätten sie ein Bild von „der Industrie am Abgrund“ gezeichnet. Das in der 3. Verhandlung offerierte Angebot einer 3000-Euro-Einmalzahlung auf 30 Monate würde rund 2 Prozent mehr Geld bedeuten. „Beim Einkaufen im Supermarkt, beim Tanken an der Tankstelle spürt jeder von uns, welche Zumutung das Arbeitgeberangebot ist“, erklärte das Mitglied der IGM-Verhandlungskommission in NRW. Während die Unternehmer die erhöhten Preise an ihre Abnehmer weiterreichen könnten, würden sie bei den Beschäftigten Löcher in ihre Portemonnaies reißen. „Oder konntet ihr schon einmal an der Supermarkt-Kasse über einen Nachlass verhandeln“, fragte sie die Versammelten, die mit einem weithin unüberhörbaren „8 Prozent. 8 Prozent“ antworteten. Darum sei es jetzt an der Zeit den Arbeitgebern zu zeigen „wo der Hammer hängt“. „Wer die Preise kennt, will die 8 Prozent!“ Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, griff diesen roten Faden auf und rief den  Kolleginnen und Kollegen zu: „Wer die Preise kennt, will die 8 Prozent! Und wir sind bereit, uns diese zu holen“. Der Gewerkschafter aus Frankfurt geißelte unter starkem Beifall die Verweigerungshaltung der Metallarbeitgeber, die einerseits „ihren“ Beschäftigten Sparappelle predigten und andererseits in den DAX-Unternehmen die größten Dividenden-Ausschüttungen an ihre Aktionäre vorgenommen haben. Hier werde nach dem Motto verfahren: „Wasser trinken predigen, aber selbst den Wein saufen“. Es könne nicht akzeptiert werden, dass sich „einige wenige die Taschen voll machen, während die Mehrheit der Bevölkerung unter den horrenden Energiepreisen leiden“. Durch Druck sei in Berlin Einiges bewegt worden, doch das reiche nicht aus. „Eine Vermögensteuer für Reiche, eine Übergewinnsteuer, für diejenigen die in der Krise absahnen. Ist längst überfällig“, so das Vorstandsmitglied. Dafür müsse weiter gekämpft werden. Hans-Jürgen Urban machte klar, dass eine tabellenwirksame Lohnerhöhung nicht nur für „die Portemonnaies unserer Mitglieder“ wichtig sei, „sondern auch zu Stabilisierung unserer Sozialversicherungssysteme“. Der Tarifkampf sei zugleich auch ein politischer Kampf um gute Arbeit und ein besseres Leben. Deshalb seien „rote Fahnen und entschlossene Metaller*innen“ wie heute in Gevelsberg notwendiger denn je. Beschäftigte sind bereit zum Kämpfen Dass die Beschäftigten bereit sind, für ihre Forderung von acht Prozent mehr Geld zu kämpfen, machten Frank Blasey, Betriebsratsvorsitzender ZF Witten und Jörg Kannapin, Betriebsratsvorsitzender dormakaba Ennepetal in ihren Ansprachen deutlich. „Wir brauchen den Konflikt nicht. Aber wir können, wenn es nötig wird eine „Schüppe draufzulegen“, sagten beide betrieblichen Interessenvertreter. Jörg Kannapin unterstrich dies mit der Aussage: „Wenn unser starker Arm es will, stehen alle Räder still“. Die Entschlossenheit auf dem Vendomer-Platz kam auch zum Ausdruck als die Warnstreikenden den Gelsenkirchner Liedermacher Daniel Grenadier zum Abschluss beim Lied „Bella Ciao“ gesanglich begleiteten.

Der Union Summer

Union Summer

Der Union Summer 2022 in Sprockhövel ermöglicht einen direkten Praxistransfer und Nutzen für die betrieblichen Herausforderungen. Und diese Energie und Begeisterung nehmen wir mit in die Tarifbewegung der Metall und Elektro-Industrie!

Verabschiedung des Schuleiters Dietmar Thien im Bildungszentrum Berlin

Schulleiter Dietmar Thien wurde am 2. September in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Dietmar war über 40 Jahre Hauptamtlicher der IG Metall und hat den größten Teil dieser Zeit im Bildungszentrum gearbeitet, das Haus und unsere Arbeit mithin geprägt wie wenige andere. Viele von Euch werden Seminare oder seine geliebten Reihen (für Gremien) bei ihm besucht haben und ihn gut kennen. Bei der Feier gab Irene Schulz einen Überblick über Dietmars Leben, berichtete Details, die sogar die Beschäftigten noch nicht kannten, und viele Weggefährten aus Betrieben erzählten würdigten ihn für das, was sie mit ihm erarbeitet hatten und und was sie weitertragen werden. Julian Wenz, unser neuer Schulleiter, der in den letzten beiden Jahren als Stellvertreter bereits eng in alle Arbeitsprozesse eingebunden war, gab einen persönlichen Einblick in diese Zeit – und die Beschäftigten des Bildungszentrums sangen ein Lied, das sie eigens auf Dietmar gedichtet hatten. Es war ein warmer, lauer Sommerabend, und ein Abschied, der zum Glück doch noch kein ganz richtiger war: Dietmar wird als Außenreferent weiter für uns tätig sein und startet sein Rentnerdasein damit, dass er in dieser Woche bereits ein Seminar mit Betriebsratsvorsitzenden durchführen wird. Die Bildung lässt einen wie Dietmar eben nie ganz los … Bilder: babelphoto/Michael Jänecke“

Mona Neubaur zu Gast im BiZ Sprockhövel

Am 18. und 19. August tagte der DGB Landesbezirksvorstand NRW im Bildungszentrum. Am Donnerstag war der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst zu Gast und am Freitag Mona Neubaur die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie stellvertretende Ministerpräsidentin hier in einem kurzen Meinungsaustausch mit dem Leiter des Bildungszentrums Sprockhövel Richard Rohnert.

Fotoausstellung über das Leben und Sterben an Europas Grenzen

Zur Zeit kann im Bildungszentrum die neue aufgestellte Fotoausstellung der Flüchtlingshilfe Sprockhövel angeschaut werden. Sie befasst sich mit Europas Grenzgebieten und wird am Montag, den 22.08. um 19:00 Uhr eröffnet. Sie wird bis zum Oktober 2022 im Bildungszentrum zu sehen sein. Aus der Ankündigung der Ausstellung: Februar 2022: Der Winter in Europa geht und der Krieg in der Ukraine kommt. Millionen von Menschen müssen ihre ukrainische Heimat verlassen und suchen Schutz in Europa. Im Nachbarland Polen wird in kürzester Zeit eine Willkommenskultur“ für Ukrainer:innen etabliert und gelebt, die 2015 unvorstellbar gewesen war. Täglich überqueren 100.000 flüchtende Menschen aus der Ukraine die Grenzübergänge in Polen und werden von Hilfstrukturen aufgefangen, die sich zumeist kurzfristig aus der Zivilgesellschaft heraus gebildet haben. Solidarität erfahren die Menschen auf der Flucht und die polnischen Helfer:innen schnell aus ganz Europa. In privaten Initiativen sammeln Menschen Hilfsmittel und fahren diese in die ukrainische Grenzregion. Oft nehmen sie auf der Rückfahrt Flüchtende aus der Grenzregion mit – so auch die Flüchtlingshilfe Sprockhövel. Innerhalb weniger Tagen nach dem Kriegsbeginn fahren Ehrenamtliche der Flüchtlingshilfe Sprockhövel an die polnisch-ukrainische Grenze und liefern für die Menschen auf der Flucht dringend benötigte Sachspenden. Auf der Rückfahrt nehmen sie Ukrainerinnen mit in das sichere Sprockhövel. Im Schatten dieser breiten europäischen Hilfsbereitschaft für die flüchtenden Ukrainer:innen erfrieren, verhungern, verdursten oder ertrinken zahlreiche Menschen beim Versuch die europäischen Grenzen zuüberwinden – Menschen, die aus ähnlichen Gründen wie die Ukainer:innen ihre Heimat verlassen mussten. Die Ausstellung „Europas Grenzgebiete“ zeigt die breite Hilfsbereitschaft in Europa, zugleich aber auch den Überlebenskampf und illegale „Push-backs“ an drei europäischen Grenzen.

Herzlichen Glückwunsch an die frisch gebackenen Reha-Berater:innen!!!

Als TÜV zertifizierte »Betriebliche Reha-Berater:in« gehen die Teilnehmenden nach einer umfangreichen Ausbildung im IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel jetzt wieder in ihre Unternehmen zurück. Sie beraten und betreuen mit großem Know-how Betroffene, Arbeitgeber, Interessenvertretungen, Inklusionsbeauftragte, interne sowie externe Partner. Zu ihren primären Aufgaben gehören: Frühzeitig Vorbeugungen zu treffen, um Betroffene vor chronischen Krankheiten zu bewahren. Gemeinsame Lösungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum Erhalt der Beschäftigung zu erarbeiten. Betriebliche Wieder-/Eingliederung aktiv zu gestalten. Präventive Tätigkeiten implementieren und mitgestalten, um eine Teilhabe am Arbeitsleben zu sichern. Kostenmanagement durch Rehabilitationsträger einfordern. Inklusion und Gleichstellung einfordern sowie die Qualifizierung fördern. Durch frühzeitige Reha-Beratung mögliche BEM-Fälle reduzieren und so Kosten minimieren. Die Betr. Reha-Berater:innen agieren als Coach mit den Betroffenen. Die komplette Betreuung beim Einzelfall – Management. Evaluierung der ergriffenen Maßnahmen. Empathisches Einfühlungsvermögen bei allen Beteiligten. Die Ausbildung besteht aus fünf Modulen und kann von allen Interessierten besucht werden. Ausbilder:innen der kompletten Modulreihe: Norma Sachse & Gerald Schmitt TÜV Prüfer: Thomas Strätz-Schödlbauer Der nächste Ausbildungsgang startet am 4. Oktober 2022 und schließt mit der TÜV Prüfung am 11.05.2023 ab. Die Seminarbeschreibung und der Modulablaufplan stehen zum Download bereit:

Webtalk Bildung, Transformation und Mitbestimmung

Nach den BR Wahlen steht an erster Stelle, wie Betriebsräte mit Bildung qualifiziert werden. Gleichzeitig müssen sie in den Betrieben die „doppelte Transformation“ bewältigen. Am 04.07. wurde mit unserem geschäftsführenden Vorstandsmitglied Irene Schulz darüber diskutiert, wie beides gelingen kann und welchen Herausforderungen die Mitbestimmung aktuell noch begegnen muss. Mit dabei: Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied Frank Sell, Vorsitzender Gesamtbetriebsrat Robert Bosch Wolfgang Schröder, Prof. Uni Kassel Wer lieber dem Webtalk als Podcast folgen will, findet hier die Sendung:

9. AuG-Konferenz: „New Modern“ IM BÜRO – IDEEN, REGELUNGEN, HYPE & KONSEQUENZEN am 25. Mai 2022 in Sprockhövel

Wir beschäftigen uns mit dem Thema neue Bürokonzepte aus Sicht des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.Viele Arbeitgeber wollen Mietkosten sparen und Mobile Arbeit dazu nutzen z. B. Desksharing-Konzeptein Betrieben einzuführen. Wir klären u. a. wie Arbeitsstätten aktuell beschaffen sein müssen, welche Mitwirkungsrechte der Betriebsrat hat und was in der Gefährdungsbeurteilung beachtet werden muss. Prof. Kratzer wird erläutern welche Auswirkungen die neuen Bürokonzepte auf die Beschäftigten haben und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es dazu gibt.Darüber hinaus schauen wir uns Beispiele aus Betrieben an, die bereits unterschiedliche Konzepte ausprobieren und umsetzen.Bitte leitet diese Einladung auch an eure weiteren Spezialisten im Arbeits- und Gesundheitsschutz, den Sicherheitsfachkräften und Werksärzten in eurem Betrieb, weiter. Wir würden uns freuen, wenn ihr gemeinsam an der Konferenz teilnehmt.In der Vergangenheit waren unsere Konferenzen schnell ausgebucht, deshalb empfehlen wir euch, euch frühzeitig anzumelden.

Forum Politische Bildung: Utopien sind realistisch! Nachdenken für eine solidarische Welt | 27. – 29.04.

Wenn wir weitergehende Forderungen für die Zukunft aufstellen oder davon ausgehen, dass sich die Dinge verbessern lassen, wird uns oft gesagt: „Das ist doch utopisch!“. Als anerkennendes Kompliment ist dies im seltensten Fall gemeint. Viel eher hat der Ausspruch einen verächtlichen Beiklang und meint: Das ist nicht zu machen. Es ist unrealistisch, reine Träumerei wenn nicht sogar Spinnerei. Wer das nicht sieht, ist naiv. Nun wollen wir uns in diesem Jahr aber anlässlich unseres Forums Politische Bildung mit „realistischen Utopien“ auseinandersetzen und müssen uns natürlich auch fragen, ob es so etwas überhaupt gibt und wenn ja, wie eine solche, also realistische Utopie aussehen kann und müsste. Aktuell ist die Welt nicht nur durch die Corona Pandemie aus den Fugen geraten, sondern auch durch kriegerische Konflikte, jüngst sogar in Europa, Fluchtbewegungen, Klimakrise, Armut… Vor einigen Jahren hätten viele zu einer solchen Zukunft gesagt: Das sind doch Horrorszenarien, so wird die Welt nicht aussehen, das ist doch reine Schwarzmalerei und dystopisches Gefasel. Etabliert hat sich dadurch insbesondere die Vorstellung, dass (radikale) Veränderungen zum Schlechten wahrscheinlich sind und ein Bewahren und Verteidigen bestehender Dinge schon mehr ist, als man sich erhoffen kann. Wir möchten mit Euch erkunden, ob nicht vielleicht doch die Zeit reif ist für Gegenentwürfe zum Bestehenden – für ein besseres Leben, für mehr Demokratie, mehr Gerechtigkeit, mehr Zusammenhalt, mehr Integration. Die Geschichte der Solidarität, der sozialen Befreiung, der Sorge umeinander und der Demokratisierung aller Lebensbereiche beginnt nicht erst heute. Sie reicht Jahrhunderte zurück und war trotz allen Scheiterns nicht folgenlos. Wie utopisch muss den ersten Gewerkschafter*innen allein schon die Forderung nach geregelten Arbeitszeiten, acht Stunden Tag und Urlaub erschienen sein? Können wir also heute an utopische Debatten der Vergangenheit anknüpfen und dort weiter machen? In unserem Forum werden wir uns also mit alten und neuen Utopien bekannt machen. Wir werden Ideen suchen, die auf eine solidarische Gesellschaft abzielen, aber gleichzeitig im Hier und Heute verankert sind. Denn: Politische Utopien entwerfen zugleich Alternativen, die sich aus der Kritik der bestehenden Verhältnisse speisen. Für Oskar Negt sind Utopien „Kraftquellen jeder Emanzipationsbewegung“. Wir werden gemeinsam darüber nachdenken und schauen, wie realistische Utopien uns auch in unserer gewerkschaftlichen Arbeit als Kraftquellen unterstützen können. Unseren Flyer findet ihr hier.