„Jetzt habe ich den roten Faden verloren, macht aber nix…”

Über die Zusammenarbeit von Dieter Süverkrüp und Udo Achten. Ein Erinnerungsbeitrag von Bernd Köhler Video: Ben Süverkrüp

Dieter Süverkrüp sitzt an einem groben Schreib- und Arbeitstisch. Der Kopf einer Bohrmaschine sticht ins Bild, drumherum Grafiker- Utensilien: Schneidemesser, Schere, ein Stift und ein feiner Handbesen zur Reinhaltung der Arbeitsfläche. 

Dahinter – auf einer antik anmutenden Staffelei – eine Grafik, die der Künstler zum Jubiläum der Holzarbeitergewerkschaft gestaltet hat. Im Video wird er auch von Bierkrügen erzählen, deren beschwingte Gestaltung ebenfalls aus seiner Feder stammt. Ganz hinten an der Wand, sehr klein, ist auch eine Gitarre zu sehen.

Dieter Süverkrüp – der Grafiker, Liedermacher und Autor, den ich über seinen Sohn Ben um ein Video-Statement zu Udo angefragt habe – steht exemplarisch für die vielfältige kreative Zusammenarbeit von  Udo  Achten mit Kunstschaffenden. Eine Zusammenarbeit, bei der Udo zumeist die Rolle des Ideengebers, Diskussionspartners, Animateurs, oder Produzenten eingenommen hatte. 
Wie es zu der Bekanntschaft und Freundschaft mit Dieter Süverkrüp kam beschreibt er in der Einleitung zu dem, von ihm herausgegebenen Text und Grafikband „Süverkrüps Liederjahre 1963-1985 ff”.

„Man kennt sich, längere Zeit. Sicher nahm ich den Liedermacher und Sänger früher wahr als er mich. Die »Lieder gegen die Bombe« und »Fröhlich ißt du Wiener Schnitzel« sprachen mich an, deswegen verkaufte ich die Schallplatten des »pläne«-Verlags in einem kleinen Bauchladen. Eine mehr einseitige Wahrnehmung, auch weil für einen Zweiundzwanzigjährigen ein Einunddreißigjähriger eine andere Generation ist.

Lieder wie »BleimSemirdochwegmitIhremScheißvietnam« oder »Touristenflamenco« entsprachen einem Unbehagen an den gesellschaftlichen Verhältnissen. Gemeinsam etwas zu ändern, sich zu wehren, war angesagt. (…)

Die Idee, ein Buch über und mit Dieter Süverkrüp zu machen, entstand langsam (…) Meine Idee zündete mehr bei den Leuten, denen ich meine Idee erzählte, weniger bei demjenigen, über den und mit dem ich dieses Buch machen wollte. »Wen interessiert denn das heute noch, das ist nur für den Tag geschrieben«, sagte er. (…) Zur Strukturierung seiner eigenen Gedanken schrieb Dieter seine Bedenken auf – Urlaubslektüre für Udo. 

Einen Brief von Dieter zu einem 1. Mai-Buch von mir hatte ich im Gedächtnis. Damals schrieb er, dass man so ein Buch gerne quer ins Bücherregal legt. Man stößt immer wieder auf anregende Einzelheiten und bekommt Lust, sich mit dem Thema und der Zeit auseinanderzusetzen. 

Genauso dachte ich mir das Grundprinzip. Ein Portrait und sein Umfeld. Die Person mit all ihren Facetten, das Politisch-Öffentliche neben dem Subjektiv-Privaten; die vielfältigen Arbeiten in ganz unterschiedlichen Genres: Lieder, Texte, Stücke, Comic Strips, Zeichnungen, Poster, Malereien; daneben »Erinnerungsstücke«, Fotografien kleine Anekdoten und solche Dinge”. 

Dieters Comment im Buch:

Dieter Süverkrüps Erinnerungen – oder vielleicht doch besser, herzliche Grußworte – an Udo Achten. Aufgenommen im Juni 2023 von Ben Süverkrüp.

Dieter Süverkrüp, geboren 1934, Graphiker, Liedermacher und Autor, zahlreiche Ausstellungen, Einspielungen sowie Beiträge für Funk und Fernsehen; Zusammenarbeit mit Hanns-Dieter Hüsch und Wolfgang Neuss; Heinrich-Heine-Preis der DDR 1976, Deutscher Kleinkunstpreis 1987, Preis der Deutschen Schallplattenkritik 1995.