Station Nr.19 bereit zur Wildbienenfütterung

Danke dem NABU e.V. und den Gartenfreunden Sprockhövel: Denn ab sofort und auf einen Schlag hat das Bildungszentrum einige Hundert Betten mehr… Wir freuen uns, auf alle bereits im Anflug befindlichen neuen Gäste… Denn rechtzeitig zum „offiziellen2 Frühlingsbeginn wurde für sie der selbstgezimmerte Rohbau eröffnet. Die >Wildbienenstation Nr. 19< (eine von 30) bietet künftig, und das direkt neben dem noch entstehenden Kräuterbeet des Hauses, artgerechten Platz für unsere Wildbienen in Sprockövel.

Respekt! Die Zusammenarbeit mit dem NABU hat damit ein erstes praktisches Ergebnis, dem weitere Taten zugunsten von Natur, Artenreichtum, Biotopen und Umwelt in Sprockhövel folgen sollen: geplant sind neben der Wildbienenstation, auch weitere Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und andere tierische BiZ-Bewohner als weitere Bereicherungen des Standorts.

Gemeinsam für praktischen Naturschutz…
Die Nr. 19 ist eine von insgesamt 30 geplanten Wildbienenstationen, die der NABU in Kooperation mit interessierten örtlichen Anrheinern im Kreis Enneptal-Ruhr installieren will. Die Gartenfreunde Sprockhövel, viele davon aus der direkten BiZ-Nachbarschaft, spendeten entschlossen 500 EUR Materialzuschuss. Und kundige Mitglieder des NABU e.V., u.a. Kollegen der Zimmerei Spangenberg, erbauten mit viel ehrenamtlichem Engagaement die kleine Bienenvilla auf unserem Gelände. Mit einer Veranstaltung im gut gefüllten Großen Saal und im Rahmen einer anschließenden Begehung wurde die Bienenstation Nr. 19 dann offiziell eröffnet.

Vom Nutzen der Artenvielfalt der Wildbienen
Die Vielfalt unter den Wildbienenarten, dazu gehören die Hummeln, Pelz-, Zottel-,Sand- und Seidenbienen, ist sehr groß. Und eins haben sie alle gemeinsam: die Vorliebe für Blüten. Als rührige Blütenbestäuber haben die Wildbienen einen riesigen Wert für Mensch und Natur. Denn: Ohne Wildbienen keine Früchte! In Europa sind etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und etwa 80 Prozent der Wildpflanzen abhängig von der Bestäubung durch Insekten. Die besonders regen Wildbienen haben dabei einen unverzichtbaren Anteil. Sie leben rein vegetarisch, nehmen Pollen und Nektar (Flugbenzin) auf, lieben besonders Wild- und Obstblüher (ein Plus auch für unsere Obstwiese) und einheimische Pflanzen. Wildbienen sind trotz kurzer Lebenszeit von März bis Oktober unterwegs und im Interesse reiner Selbstversorgung, dabei ungemein eifrige Blütenbesucher. Manche Arten sind als reine Spezialisten gezielt auf einzelne Blütenarten konzentriert. Andere als Pollengeneralisten (z.B. die rostrote Sandbiene oder die Hummel) wahre Allesfresser. Als Kropf-, Bauch- und Beinsammler sammeln sie Pollen und Nektar und sind als aktive Bestäuber für Erhalt und Vermehrung, der von ihnen rege genutzten Pflanzen, unverzichtbar: Allein eine einzige fleißige Mauerbiene fliegt bis zu 5.000 mal am Tag eine Blüte an und besucht so bis zu 300.000 Blüten in ihrem Leben. Fleißig, fleißig…

Kein Honig für den Menschen – Kein Stachel (!) als Gefahrenquelle
Wer dabei meint, demnächst am Buffet auch selbstgezogenen Honig genießen zu dürfen, liegt allerdings falsch. Der von Imkern abgeschöpfte Nektar gezüchteter Honigbienen hat mit der wilden Verwandtschaft, nichts zu tun. Die sehr individualistischen Wildbienen leben solitär (einzeln) und verschwenderisch. Wildbienen gründen keinen „Staat“ und sammeln keine „Wabenvorräte“. So entziehen sie sich faktisch der direkten Nutzung durch den Menschen. Stattdessen legen die Weibchen lieber einzeln ihre Eier ab, bestimmen dabei übrigens selbstständig das Geschlecht und den Standort für den Nachwuchs und verschließen die Eiablagen einzeln mit genau der Nahrungsportion, die der Nachwuchs benötigt. Dabei haben alle Wildbienen eine geringe Lebenszeit und Fortplanzungsrate (pro Weibchen 10-30 Eier). Und die Entwicklung pro Ei benötigt ein ganzes Jahr! Als Schönwetterflieger lieben sie Sonne und Trockenheit sowie die nahe Distanzen. Ihr „Revier“ beträgt meist nicht mehr als 50 bis 500 m. Der Vorteil dieser freiheitlichen und fast hedonistischen Lebensweise: Wildbienen sind „Pazifisten“ und verhalten sich absolut friedlich. Merke: Weil sie solitär und einzeln leben und nicht wie die „Honigbiene“ ein Volk, ihren Staat oder entsprechend große Vorräte zu verteidigen haben, sind sie weder agressiv noch angriffslustig. Ihr Stachel ist nur schwach oder auch garnicht ausgebildet und durchdringt so nicht die menschliche Haut. Das Beobachten unserer Bienenstation Nr. 19 ist also für Erwachsene und Kinder vollkommen ungefährlich!

Der Mensch – Gefahrenquelle für die Wildbienen und natürliche Fauna
Wildbienen sind eine sehr vielfältige Insektengruppe. Weltweit zählt man 30.000 Arten, 2.500 Arten allein in Europa und in Deutschland immerhin noch 560. Allerdings steht davon die Hälfte davon auf der roten Liste bedrohter Tierarten. Was die Wildbienen gefährdet:

  • zu lange Wege zu den bevorzugten Nahrungsquelle und Zunahme an Versiegelung
  • eine industrialisierte und intensivierte Landwirtschaft mit allen bekannten Folgen
  • Monokulturen und Pestizide sowie der Wegfall blühender Acker-, Straßen- und Heckenrändern
  • das zu schnelle Entfernen von Althölzern und natürlichen Rückszugsflächen
  • falsche Baumaterialien und Nisthilfen, die es Parasiten (z.B. Wespen und Vögeln) leicht machen, die Nester zu überfallen und darin einzudringen
  • zu wenig heimische Pflanzen und Flachwasser im privaten Bereich sowie Übertragung von Viren der gezüchteten „Honigbienen“  (aus ungepflegten Imkerständern)
  • übertriebene Rasenpflege zu kurze Blütezeiten im Jahr

Was fördert: Einheimische Pflanzen, geeignete Trachtpflanzen wie zum Beispiel Frühblüher (Krokos, Schneeglöcken uws.), Mandelweide, die ungefüllte Magarite, bühende Wildblumen oder eben auch Kräuter. Wichtig: Bitte nur zweimal im Jahr und nicht vor Juni den Rasen mähen!

Wir freuen uns auf Eure eigenen, bitte immer rücksichtsvollen Beobachtungen bei der „Wildbienenfütterung“ an Station Nr. 19 sowie auf weitere kluge Tipps und gemeinsames Engagement, im Rahmen der Kooperation mit dem »NABU Ennepetal-Ruhr und dem »Gartenfreunde e.V.

Red.