Deutschland erklärt den Krieg…

Der Erste Weltkrieg veränderte das Leben der Menschen, Gesellschaften und Staaten in Europa. Die gemeinsame Erinnerung an diesen kollektiven Albtraum, seine Ursachen und Auswirkungen ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil des Gedenkens und auch des heutigen europäischen Integrationsprozesses, der mehr sein muss als eine Zwangsgemeinschaft zur Lösung aktueller finanz- und wirtschaftspolitischer Probleme. Jean-Claude Juncker hielt in einer Gedenkrede im Deutschen Bundestag den EU-Skeptikern entgegen: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen! Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann.“ Nicht nur die Friedhöfe des Ersten Weltkrieges, sondern auch des Zweiten Weltkrieges sowie der ertrinkenden (Kriegs-)Flüchtlinge im Mittelmeer oder der Opfer des Flugzeugabschusses über der Ukraine sollten uns mahnen.

Von deutschem Boden soll nie wieder ein Krieg ausgehen…
„Diese Maxime ist in der politischen Genetik aller Parteien verankert“, schreibt Hans-Ulrich Jörges in seinem wöchentlichen Stern-Kommentar (Ausgabe 30/2014). So stellt er zugleich entsprechend kritische Fragen, denn aktuelle Bezüge zu diesem 100jährigen Gedenken sind in diesen Tagen nicht vermeidbar: „Wie aber ist es zu ertragen, dass Africom, das amerikanische Oberkommando für Afrika, von Stuttgart aus unerklärliche Kriege auf einem anderen Kontinent führt? Dass bewaffnete Drohnen via Ramstein zu Mordeinsätzen gesteuert werden? Wann ist der Bundestag je um Zustimmung gebeten worden? Was weiß das Parlament darüber?“ Und wir fragen weiter: Warum profitiert Deutschland als führender Waffenexporteur von den Kriegen dieser Welt? Wo ist die aktuelle internationale Friedensbewegung, wenn es allein um 5 Millionen Kriegsflüchtlinge aus Syrien geht, die Menschen in Gaza und Tel Aviv, die Opfer in der Ukaine und anderswo…

Nie wieder Krieg? Was ist unser Beitrag ..
Diese Frage stellt sich jedem Einzelnen und auch der IG Metall als mitgliederstarkste Einzelgewerkschaft der Welt. Jörges empfiehlt dazu am Ende seines Beitrages, die sieben Todsünden zu meiden, die einst Mahatma Ghandi so definierte:

  • Politik ohne Prinzipien
  • Reichtum ohne Arbeit
  • Genuss ohne Gewissen
  • Erkenntnis ohne Charakter
  • Geschäft ohne Moral
  • Wissenschaft ohne Humanität
  • Anbetung ohne Opfer

Angefügt sei eine achte Sünde: Demokratie ohne Weltoffenheit und Interesse am Schicksal Anderer.

Hier ein paar weiterführende Links: >“Vom Versagen und Nutzen der Diplomatie“ , eine Veranstaltung des Auswärtigen Amts. >wissen.ard.Spezial zum Beginn des Ersten Weltkriegs, >1914 –Mitten in Europa – Veranstaltungen und Ausstellungen zum Thema.