Ein gelungener Abend mit Substanz…

Frieden und Europa – im Licht dieser beiden Themen stand der diesjährige Tag der Offenen Tür im Bildungszentrum Sprockhövel. Auch unser Küchenteam machte sich dabei das Thema Europa zu eigen. Unsere experimentierfreudigen Jungköche zauberten gemeinsam mit Küchen- und Service-Team ein leckeres und liebevoll arrangiertes Buffet.

Das internationale Angebot: eine Pracht für das Auge und ein Segen für Bauch und Seele… Die Gäste ließen es sich – nach dem gehaltvollen Abendprogramm im großen Saal – gut und gerne schmecken. Und gemeinsam genoß man den warmen friedlichen Spätsommerabend.

Kein freier Tag – aber ein Feiertag …
… für die BiZ-Belegschaft. Mit dem Tag der offenen Tür eröffnete das Bildungszentrum die traditionell sehr geschäftige Herbstsaison. Übrigens zum dritten Mal im neuen Gebäude, dass laut Bekunden vieler Gäste immer „heimischer“ wird. Zusammen kommen die Beschäftigten und ehemalige MitarbeiterInnen, Nachbarschaft, Freundinnen und Freunde, Partner des Hauses sowie viele Aktive der IG Metall. Für alle ist der Tag der Offenen Tür ein willkommener Anlass, um sich nach den Sommerferien wieder zu treffen und über anstehende Aktivitäten oder Neuigkeiten auszutauschen.

Angerichtet war diesmal im Foyer (mit Live-Musik) sowie auf dem großen Vorplatz des Bildungszentrums. Denn der große Saal wurde von der Technik-Crew – nach dem Programm der „Grenzgänger“  – bereits umgerüstet. Angesagt für Freitagmorgen: ein Treffen der großen Tarifkommission NRW zur Vorbereitung der Tarifrunde 2015.

Gemeinsamkeiten feiern – Widersprüche aushalten
100 Jahre jährte sich in diesem Jahr der Ausbruch des Ersten Weltkrieges – und zum 65. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs. Dem wollte Sprockhövel gerecht werden. Ein beschaulicher „Sommer des reinen Gedenkens“ war es leider nicht. Erinnerung und Reflexion wurden ein- und überholt von der politischen Gegenwart: Syrien und Ukraine, Gaza und Israel und das Leid der Flüchtlinge an Europas Grenzen – nicht nur vor Lampedusa. Dazu: die aktuellen Beschlüsse der Großen Koalition zur Bewilligung deutscher Waffenexporte in die Krisenregion Irak. Beschlüsse bei denen das Parlament und die Mehrheitsmeinung ignoriert wurden.

„Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts!“ Mit diesem Willi Brandt Zitat, umgesetzt auch als eines der Motive unserer aktuellen Hausaustellung „In Exchange“, eröffnete die Schulleitung das politische Auftaktprogramm des Abends. Die nachdenklichen Fragen von Fritz Janitz und Brigitte Kurzer – vorgetragen in ihrer gemeinsamen Eröffnungsrede  – spiegelten, was Viele derzeit beschäftigt und bewegt:

* Wie hätten wir uns damals verhalten?
* Wofür würdet ihr heute kämpfen und sterben?
* Warum ist es sinnvoll (auch heute) über Fehlentscheidungen zu sprechen?
* Was lernen wir selbst aus der Geschichte für heute?

Ausgespart wurden in der Rede auch selbstkritische Töne nicht: „Bei all dem geht es auch um die Rolle deutscher Waffenindustrie! Wir, die IG Metall wissen dabei durchaus um unsere Widersprüche. Beschäftigte in den Rüstungsbetrieben fürchten sinkende Rüstungsausgaben und Aufträge. Nicht weil sie Krieg wollen. Sondern weil sie auf ihre Arbeitsplätze und das Aus- und Einkommen ihrer Familien schauen“. Ihr gemeinsames Fazit: Sprockhövel soll und will ein guter Ort sein für Menschen, die sich diesen Fragen stellen und gemeinsam nach Alternativen und Orientierung suchen. Der Wunsch der Schulleitung erhielt viel Applaus:

„Lasst uns verstärkt ins Gespräch kommen zu all diesen Herausforderungen und Widersprüchlichkeiten! „

Maikäfer flieg´, Dein Vater ist im Krieg….
Der Eröffnung folgte ein eindrucksvolles Programm der „Grenzgänger“ aus Bremen. Auch aus ihrer Sicht lohnt sich die Ausseinandersetzung mit 1914. Für die MusikerInnen ist 1914; der große Auftakt zum zweiten „Dreißigjährigen Krieg“. Die Generation, die noch beide Weltkriege erlebt hat, lebt nicht mehr. Doch ihre Erfahrungen und „alten“ Fragen bleiben wichtig und sehr aktuell:

  • Was waren Ursachen und Zusammenhänge für die Kriege?
  • Wer profitiert vom Krieg? Und wer verreckt elendig?
  • Wie träum(t)en und empfinden all die Soldaten, Deserteure, Pazifisten, Frauen, Kinder und „vaterlandslosen Gesellen“…?
  • Wie zeigt der Mensch – grad in aussichtsloser Lage – (Galgen-)Humor und Freigeist?
  • Warum kann man keinen Frieden schaffen – mit mehr und mehr Waffen?
  • Was gefährdet heute den Frieden in Europa und der Welt?

Im historischen (Volks-)Liedgut dieser Tage sind all diese (Kriegs-)Erfahrungen, Erkenntnisse und Empfindungen zu universellem Menschheitswissen geronnen. Die Grenzgänger haben dieses Wissen im „Freiberger Liedgutarchiv“ frei gelegt, re-archiviert und musikalisch zu neuem Leben erweckt. Chapeau! Sie präsentierten ein aktuelles Programm, das Geschichte(n) mit Gegenwart verbindet.

In Exchange: Vom Abstrakten zum Konkreten – und umgekehrt!
Nach dem Musikprogramm – schon auf dem Wege zum Buffet – waren die Gäste eingeladen, sich ihr eigenes (Bild von Europa zu machen. Bereits zu Beginn des Abends hatten sich die Bilder unserer Ausstellung aus ihren Rahmen befreit und „auf den Weg gemacht“ – ins Foyer.

Die Gäste waren eingeladen, die Ausstellung neu „aufzumischen“ und aus insgesamt 49 Einzelteilen, ihr eigenes Europabild zusammen zu setzen. Die Gruppe „puzzelte“ an der abstrakten Collage so lange, bis alle sieben Motive in ihren ursprünglichen Ausgangszustand zurückversetzt waren. Diese konkrete, besonders lesbare „Variante“ unserer in sich beweglichen Austellung präsentiert sich nun neu im Gang zu Pausen-Treff I. Doch aufgepasst. Auch weiterhin heißt es:

Europa. Unser Job!
Die Arbeit für ein demokratisches Europa hält ständig in Bewegung…
Auch uns hier in Sprockhövel… ;-))

Dokumentation
Die Rede der Schulleitung zum Tag der offenen Tür gibt es »hier als PDF zum Download.