Auch die Ermutiger brauchen Ermutigung!
Wirklich schade, dass nicht der der 9. November als „offizieller“ Nationalfeiertag gilt. Denn gerade dieser Tag ist ein wahrhaft schicksalsbehaftetes Datum deutscher Geschichte. Es steht nicht nur für den historischen „Fall der Mauer“ sondern zugleich für den Sturz der Kaisermonarchie. Und: erinnert an die grausame Reichpogromnacht im Nazideutschland.
Bei der heutigen Feierstunde im Bundestag – anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls – wurde auf die beiden letzteren Ereignisse allerdings leider nur ganz am Rande verwiesen.
09. November – Ein wichtiger Gedenktag deutscher Demokratie im 20. Jahrhundert
Er lehrt uns: demokratische Rechte dürfen eben nicht nur auf Papier stehen. Demokratie will – als persönlich Haltung und als Gesellschaft – gelebt, verteidigt und immer neu erstritten werden.
Der 9. November erinnert daran gleich in dreifacher Hinsicht:
- 1918: Das Ende von Krieg und Kaiserreich wurde eingeleitet durch die Matrosenaufstände von Kiel und Wilhelmshafen im Oktober. Nach wochenlangen Aktionen kriegsmüder Soldaten- und Arbeiterräte im ganzen Land wurde am 09.11.1918 in Berlin die »erste deutsche Republik (gleich doppelt) verkündet.
- 1938: Die »Nacht der Novemberpogrome: Brennende jüdische Synagogen und Geschäfte; in ganz Deutschland klirrten die Scheiben und brannten die Bücher. Weit mehr als 1.300 Tote allein in dieser einen Nacht und rund 30.000 Juden, die am 10. November in deutsche Konzentrationslager verschleppt wurden.
- 1989: Die friedliche Revolution der Ostdeutschen führte dazu, dass sich in der Berliner Bornholmer Straße erstmals die deutsch-deutsche Grenze öffnete. Die Mauer fiel im Freudentaumel und aufgeschlagen wurde ein neues Kapitel – nicht nur in der deutscher Geschichte.
Auf Einladung des Bundetagspräsidenten trug Wolf Biermann, in der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages, sein „Lied der Ermutigung“ vor. Der frontale Angriff auf die Fraktion der Linken mag umstritten sein. Doch die Art und Weise, mit der er Präsident Lammers klar machte, dass er sich auch und gerade vor dem versammelten Parlament, nicht einfach den Mund verbieten lässt, war höchst erfrischend. Und: die „Ermutigung“ ist eine respektvolle und zugleich aufmunternde Verbeugung vor allen Menschen, die ehrkich für ihre ungeteilten Bürger- und Menschenrechte stritten – gestern, heute und eben nicht nur hierzulande. Hier der Text nochmals im Wortlaut:
Du, laß dich nicht verhärten, in dieser harten Zeit.
Die allzu hart sind, brechen, die allzu spitz sind, stechen
und brechen ab sogleich.
Du, laß dich nicht verbittern, in dieser bittren Zeit.
Die Herrschenden erzittern – sitzt du erst hinter Gittern –
doch nicht vor deinem Leid.
Du, laß dich nicht erschrecken in dieser Schreckenszeit.
Das wolln sie doch bezwecken daß wir die Waffen strecken
schon vor dem großen Streit.
Du, laß dich nicht verbrauchen, gebrauche deine Zeit.
Du kannst nicht untertauchen, du brauchst uns und wir brauchen
grad deine Heiterkeit.
Wir wolln es nicht verschweigen in dieser Schweigezeit.
Das Grün bricht aus den Zweigen, wir wolln das allen zeigen,
dann wissen sie Bescheid,
Bildung?für mehr Demokratie: Wer auch heute nicht einfach schweigen und seine Zeit gebrauchen will, ist bei der IG Metall und im Bildungszentrum Sprockhövel an der richtigen Adresse. Die Themen und Termine unseres vielfältigen Seminarangebots finden sich:
MG