Welche Investitionen braucht das Land?

Und warum wird hierzulande derzeit so wenig investiert? Bei der Klausur der IG Metall- Geschäftsführungen im Bezirk NRW stand die Debatte um diese und andere wichtige Zukunftsthemen auf der Tagesordnung. Dazu eingeladen waren interessante politische Gesprächspartner. Zum Beispiel:

  • Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin in NRW
  • Detlev Wetzel, Vorsitzender  der IG Metall und
  • Andreas Müller-Lauber, DGB-Vorsitzender in NRW.

Bei der zweitägigen Veranstaltung  in Sprockhövel musste Hannelore Kraft wegen des tragischen Unglücks der Germanwings-Maschine ihre Teilnahme leider absagen. Doch aufgeschoben, ist nicht aufgehoben! Vertreten wurde die Landesregierung derweil durch NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider. Der bekräftigte die Bedeutung von Innovation und Investition in und für NRW sowie die Wertschätzung der Landespoltik für die unverzichtbare Rolle der IG Metall „bei der Ausgestaltung einer Arbeitswelt, in der die Menschen die Systeme beherrschen – und nicht umgekehrt!“.  Diesen Dialog will man gemeinsam weiter vertiefen. Denn 60 % der Wertschöpfung in Deutschland kommt aus der Industrie. Und hier gilt es Wissensvorsprung zu erhalten, Arbeitsplätze zu sichern und im globalen Maßstab nicht länger um Lohndumping zu konkurrieren sondern um zukunftsfähige Konzepte und Produkte.

Die Kernthemen der NRW-Geschäftsführertagung:

1. Wichtige Hausaufgaben nach der Tarifrunde M & E: Eingeleitet von Bezirksleiter Giesler und Bezirkssekretär Thomas Hay diskutierten die IGM-Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer über anstehende Maßnahmen zur Abrundung einer positiv bilanzierten Tarifrunde. Die durchgesetzten Verhandlungserfolge will man aktiv kommunizieren um die Handlungsfähigkeit der eigenen Gewerkschaft weiter zu stärken. Die IG Metall NRW will deshalb sehr zielgerichtet und persönlich auf neue Leute zugehen und sie für eine Mitgliedschaft motivieren: Allein mit Blick auf die ca. 30.000 unorganisierten LeiharbeiterInnen der M+E-Betriebe in NRW ein lohnendes Ziel.

Wichtige Schlüsselfragen für die IG Metall-Debatte: Nachdenklich zeigte sich anschließend Detlev Wetzel, Vorstandsvorsitzender der IG Metall. Seine einleitende Schlüsselfrage: „Welche Zukunftskonzepte haben wir für die nächsten 10 Jahre?“ Konkreter:

  • Wie gestaltetet sich die Zukunft von Industrie, Arbeit und Demokratie?
  • Was tun wir mit Blick auf die Gerechtigkeitsfrage?
  • Wie machen wir aus der technisch dominierten Debatte um Industrie 4.0
    verstärkt auch eine Diskussion um Beschäftigung 4.0 und gute Lebensqualität 4.0?
  • Welche Antworten haben wir als IG Metall auf die Herausforderungen Globalisierung, Digitalisierung und demographischer Wandel?
  • Was macht die Gewerkschaft attraktiv z.B. für junge, gebildete aber eher gewerkschaftsferne crowd-worker, die sich selbst zwischen Selbsterfindung und Selbstausbeutung verorten?
  • Was ist unser Beitrag zur Energiewende – sprich wie lässt sich die richtige Forderung nach Energiealternativen mit vertretbaren Preisen und notwendiger Versorgungssicherheit versöhnen?
  • Und: Warum bitte wurde seit 20 Jahren kein neues großes Werk mehr in Deutschland gebaut? Sprich: Warum wird in Deutschland nicht investiert?

Aus Sicht von Detlev Wetzel „braut sich hier ein Cocktail zusammen, der unsere Organisation nachhaltig verändern wird“. Dennoch ist Wetzel optimistisch, dass die IG Metall auch in diesen strategischen Zukunftsfragen, gute Antworten nicht schuldig bleiben wird. Er plädierte dabei für eine möglichst breite und konkrete Debatte  – auch und gerade im Vorfeld des diesjährigen IG Metall Gewerkschaftstages sowie im Rahmen aktueller Kampagnen und betrieblicher Projekte.

Auch der DGB setzt stark auf Dialog und (regionale) Inititiative: „Gute Arbeit ist der Hebel für nachhaltige Wirtschafts- und Sozialpolitik“,  das ist auch das Credo von Andreas Mayer-Lauber, DGB-Vorsitzender in Nordrhein-Westfalen. Der Schlüssel für mehr Lebensqualität und Chancengleichheit in Nordrhein-Westfalen und anderswo liegt dabei – aus seiner Sicht – in mehr sozial-versicherter Beschäftigung.  Denn mehr sozialversicherte Beschäftigung:

  • stärkt die Wirtschaft in allen Bereichen,
  • entlastet die öffentlichen Kassen und
  • wirkt der sozialen Spaltung unseres Landes entgegen.

Ins Leben gerufen wurde deshalb die Initiative `NRW 2020  – Gute Arbeit. Nachhaltige Entwicklung’. Das ehrgeizige Ziel: 500.000 neue und sozialversicherte Arbeitsplätze in NRW bis 2020! Darauf sollen künftig Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Zivil-Gesellschaft gemeinsame Anstrengungen ausrichten – vor Ort, in der Region und auf Landesebene.

Der Input seitens des Podiums wurde von den NRW-Geschäftsführer/-innen in reger und gemeinsamer Diskussion aufgegriffen. Keine Frage: Zu bohren sind da dicke Bretter. Aber ein Bedürfnis nach ernsthafter Debatte um greifbare Chancen und gangbare Wege ist bei vielen Metallerinnen und Metallerinnen da.

Und: Landesregierung NRW und IG Metall Bezirk betonten gleichermaßen, die Zusammenarbeit am Thema Arbeit 2020 verstärkt in Angriff zu nehmen.

MaGro