10 gute Gründe für Gleichstellung

Chancengleichheit für Frauen und Männer ist ein Ziel, das auch heute – nach über 60 Jahren Gleichberechtigung in Artikel 3 des Grundgesetzes – im wahren Leben noch nicht erreicht ist und den Blick immer wieder auf die Themen lenkt, mit denen Frauen im Arbeitsalltag konfrontiert sind: Entgeltgerechtigkeit, Vereinbarkeit von Arbeit und Leben sowie berufliche Entwicklungsmöglichkeiten.

Zur Argumentation im Betrieb hat die IG Metall „10 gute Gründe für Gleichstellung“ entwickelt. Sie liefern Argumente und Fakten zum Thema Chancengleichheit.

1. Gleichstellung ist eine Frage der Gerechtigkeit und der Demokratie
Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte besagt: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Gleiche Rechte für Frauen und Männer sind im Grundgesetz auf Papier festgeschrieben. In der Realität gibt es jedoch noch viel Handlungsbedarf. Die Förderung eines Kulturwandels in den Unternehmen und in Gesellschaft braucht gute betriebliche Beispiele, Transparenz und Beteiligung der Menschen.

2. Gleichstellung ist eine Frage des gesellschaftlichen Lebens
Gleichstellungsmaßnahmen unterstützen das Leben mit Kindern. Von Gleichstellung profitieren nicht nur Frauen mit Familienaufgaben. Junge Männer legen mittlerweile genauso viel Wert auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Männer und Frauen müssen in der Lage sein, Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen, unabhängig von Familienstand und Haushaltseinkommen. Unternehmen, die Männern und Frauen fehlendes berufliches Engagement unterstellen, wenn sie z. B. Elternzeit nehmen, und Eltern aufs berufliche Abstellgleis schieben, handeln verantwortungslos.

3. Gleichstellung ist eine Frage unterschiedlicher Lebensmodelle
Die Gesellschaft wird vielfältiger – und damit auch die Belegschaften. Heute gibt es Familienernährerinnen, Väter und Mütter mit Patchworkfamilien, Frauen mit starkem politischem Engagement und Männer mit pflegebedürftigen Angehörigen. Diese Vielfalt der Lebensmodelle braucht eine flexible gleichstellungspolitische Personalpolitik, die nicht nur das Modell des männlichen Familieneinkommens vor Augen hat.

4. Gleichstellung steigert die Motivation im Unternehmen
Existieren im Unternehmen Gleichstellungsmaßnahmen, die auf Familienfreundlichkeit abzielen, steigt die Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten. Das ist durch eine Reihe von Studien belegt (WSI, Roland Berger Strategy Consultants). Familienfreundliche Unternehmen erhalten außerdem weitaus mehr Bewerbungen als weniger familienbewusste Unternehmen.

5. Gleichstellung ist eine Frage von Produktivität und Effizienz
Gleichstellungsmaßnahmen, die Familienfreundlichkeit im Unternehmen herstellen, steigern die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch das ist ein Ergebnis der Studien von WSI und Roland Berger. Aber nur wenige Betriebe setzen familienfreundliche Maßnahmen wirksam um, obwohl dies nachweislich zu höherer Produktqualität, geringeren Gewährleistungskosten und höherer Kundenbindung beiträgt. Es sind vor allem Betriebsrätinnen und Betriebsräte, die Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben initiieren. Betriebsvereinbarungen zu Vereinbarkeit führen zudeutlich kürzeren Elternzeiten, einer längeren Betriebszugehörigkeit, einer geringeren Fehlzeitenquote und einer niedrigeren Eigenkündigungsrate.

6. Gleichstellung ist eine Frage der Sicherung von Fachkräften
Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern am Erwerbsleben und an Entscheidungsprozessen ist in Zeiten des demografischen Wandels ein wirtschaftliches Gebot. Gleichstellung ist daher ein Thema auch für das Management. Denn wenn die Menschen immer älter werden, wenn der Nachwuchs fehlt und dadurch Fachkräfte knapp werden, dann sind Frauen für Unternehmen auf allen Hierarchie-Ebenen unentbehrlich. Unternehmen, in denen die Beschäftigten ihre Vorstellungen von Vereinbarkeit und beruflicher Entwicklung leben können, haben bessere Chancen, Fachkräfte zu halten und zu gewinnen.

7. Gleichstellung ermöglicht Beschäftigungssicherung
Gleichstellung sichert die Beschäftigung von Frauen ab. Denn heute werden Frauen immer noch zu oft bei der Weiterbildung, bei anspruchsvollen Aufgaben, bei Teamleitungs- und Führungspositionen übergangen. So sinkt mit der Zeit ihre Beschäftigungsfähigkeit. Sie sind daher eher als Männer von Erwerbslosigkeit bedroht und können schlechter ihre Existenz absichern.

8. Gleichstellung ist eine Frage der Vielfalt und Kreativität
Frauen bringen andere Perspektiven und Fragestellungen in die Entwicklung neuer Produkte ein. Bisher werden hier große Marktchancen verpasst, weil die Schwerpunktsetzungen, Lebenswirklichkeiten und die Bedürfnisse von Frauen immer noch zu wenig Beachtung finden.In der Präambel der Gleichstellungsstandards der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) heißt es, dass die Qualität von Forschung davon abhängt, wie unterschiedliche Perspektiven einbezogen werden. Um möglichst viele unterschiedliche Sichtweisen mit einzubeziehen, ist deshalb die Erhöhung des Frauenanteils notwendig. Was für die Forschung und Entwicklung gilt, gilt auch fürdie Arbeit in anderen Unternehmensbereichen.

9. Gleichstellung ist eine Frage der IG Metall
Die IG Metall fördert als DGB-Gewerkschaft die Gleichstellung von Frauen und Männern in den Betrieben – und zwar sowohl auf bundespolitischer als auch europäischer und internationaler Ebene. Sie nimmt als weltweit größte Industriegewerkschaft maßgeblich Einfluss – auch auf betriebspolitisches Handeln in ihrem Organisationsbereich. Hintergrund ist ein großes Netzwerk von Funktionärinnen und Funktionären sowie Expertinnen und Experten in den Unternehmen, in der Politik und in der Wissenschaft. Die IG Metall gibt Impulse zur Förderung von Chancengleichheit, Entgeltgerechtigkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als Industriegewerkschaft fördert sie aber auch einen betriebsinternen und gesamtgesellschaftlichen Kulturwandel hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen und Männern. Tatsächliche Veränderungen in den Unternehmen werden maßgeblich von der IG Metall und ihren Betriebsräten vorangetrieben.

10. Gleichstellung ist eine Frage der Betriebsräte und Vertrauensleute
Der Betriebsrat hat durch den Gesetzgeber 2001 den Auftrag erhalten, Gleichstellung mit seiner Arbeit explizit zu fördern. Je mehr Frauen in einem Betrieb beschäftigt sind, je höher die Qualifikation der Beschäftigten, je besser die Mitarbeiterbeteiligung und je stärker die Belegschaft gewerkschaftlich organisiert ist, desto mehr gleichstellungspolitische Maßnahmen gibt es in den Betrieben. Das zeigt auch der internationale Vergleich. Die Initiative für gleichstellungspolitische Maßnahmen geht in der Regel von den Betriebsräten aus. Aktivitäten, die Chancengleichheit fördern, sind in Betrieben mit Interessenvertretung deutlich häufiger als in Firmen ohne Mitarbeitervertretung. Betriebsräte und Vertrauensleute stärken also die Gleichstellung.

Unterstützt die Kampagne „Wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten!“
Denn wer diese zehn Argumente „teilt“ setzt den eigenen „Like-Button“ auch gerne unter das Ziel, mehr Frauen als Mitglied der IG Metall und für Führungspositionen (übrigens auch in den eigenen Reihen) zu gewinnen.