Auch zu Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Katar ist es um die Rechte der Arbeitsmigranten im Land und auf den Baustellen der WM mehr als schlecht bestellt.
230.000 gebürtige Staatsangehörige zählt das Emirat Katar, aber 2,2 Millionen Arbeitsmigranten. Die Wanderarbeiter:innen kommen überwiegend aus Nepal, Indien, Bangla Desh und Pakistan. Sie arbeiten als Hausangestellte und vor allem auf den Baustellen der Fußball-Weltmeisterschaft. Amnesty International dokumentierte die Ausbeutungs-Bedingungen, unter denen sie in Katar existieren. Die Stichworte heißen: Lohndiebstahl, verdreckte Massenunterkünfte, Zwangsarbeit, Verbot, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Bis 2020 galt in Katar das sog. Kafala-System, nach dem Arbeitsmigranten nur mit Zustimmung ihres Arbeitgebers den Arbeitsplatz wechseln durften, wodurch sie praktisch zu Leibeigenen wurden. Nach massivem Einsatz unter anderem der Bau- und Holzarbeiter-Internationale sollte dieses menschenverachtende System abgeschafft werden. Amnesty International stellt aber fest, dass es Widerstand dagegen gibt und erste Fortschritte rückgängig gemacht worden sind. So meldete die Presse im August die Verhaftung und Ausweisung von 60 Migranten. Sie hatten demonstriert, weil ihnen monatelang der Lohn vorenthalten worden war.
Nach einen Bericht der englischen Zeitung „The Guardian“ sind zwischen 2011 und 2020 6.500 Arbeiter auf den WM-Baustellen gestorben. Die Süddeutsche Zeitung ist in einer ausführlichen Reportage der Frage nachgegangen, wie sie ums Leben gekommen sind. Die meisten waren zwischen 25 und 35 Jahren alt und durchliefen vor ihrer Reise nach Katar einen Gesundheits-Check. In der weniger heißen Jahreszeit (Höchsttemperatur 40 Grad) starben 22 Prozent von ihnen an einer Herz-Kreislauf-Krankheit, in der heißen Jahreszeit von Anfang Dezember bis Ende Februar (bis zu 50 Grad im Schatten) 58 Prozent.
Statistisch gesehen wären in dieser Altersgruppe normalerweise maximal 15 Prozent Herz-Kreislauf-Tote zu erwarten. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass die Todesfälle vielfach auf Hitzestress zurückzuführen sind, also auf mörderische Arbeitsbedingungen.
Amnesty International fordert:
- von der FIFA Entschädigungszahlungen in Höhe von 440 Mio. US-Dollar für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen in Katar und deren Angehörige;
- außerdem die Einrichtung eines Zentrums für Arbeitsmigrant:innen, das als unabhängige Anlaufstelle für Unterstützung, Vernetzung, Information und Beschwerden fungieren kann und über die WM hinaus Bestand hat.
- außerdem die Einrichtung eines Zentrums für Arbeitsmigrant:innen, das als unabhängige Anlaufstelle für Unterstützung, Vernetzung, Information und Beschwerden fungieren kann und über die WM hinaus Bestand hat.