Wieder zu Gast – das Theater Gegendruck

Beeindruckt lauschten die Zuschauer den Darstellern des „Theater Gegendruck“ am Dienstag im Saal des IG Metall-Bildungszentrums. Unter dem Titel „Passage“ wagt sich Johannes Thorbecke an drei Stücke aus dem monumentalen Roman von Peter Weiss  „Die Ästhetik des Widerstands“. Unmittelbar: Die eindringliche Sprachkunst des deutsch-schwedischen Schriftstellers. Die Spielkunst, mit der das Ensemble den Stoff auf die Bühne bringt.
 
Stück und Auswahl
Die Auswahl, was es nun aus dem kolossalen Geflecht der Weiss’schen Romantrilogie zu inszenieren galt, fiel klug wie treffsicher aus: Im Zentrum der Bühnenhandlung steht eine Episode mit der Widerstandskämpferin Lotte Bischoff, die zum antifaschistischen Kreis der „Roten Kapelle“ gehörte. Als eine der ganz wenigen entkam sie der nationalsozialistischen Mordmaschinerie. Um aufrecht zu bleiben und ihre Genossinnen und Genossen im Widerstand zu unterstützen reiste Lotte auf einer abenteuerlichen Schiffspassage aus ihrem schwedischen Exil zurück nach Deutschland.

Geschichte und Inszenierung
Was diese Flucht zurück in die Gefahr mit einer empfindsamen, wie auch ungebrochen starken Frau macht, dient zur Thematisierung sämtlicher Aspekte von Krieg, Flucht, Freiheitskampf, Entwurzelung und Überlebenswillen. Symbolträchtig gehen Video-Projektionen mit den manchmal sphärischen und auch nicht selten brachialen Klängen der Band „Das Kapital“ einher: Das Eröffnungsbild zeigt viele zerstückelte griechische Skulpturen. Durchbrochene Leiber, Gliedmaßen, Scherben – das kulturelle Erbe ist nach der Machtübernahme durch die Barbarei nur noch ein wüster Schutthaufen. Zum  Ende  illustrieren künstlerischen Animationen von Andreas Siekmann eine neue „Ordnung“: Figuren an Fließbändern, in Warteschlangen, in Chefetagen, unter Polizeibewachung, als Herrscher, als Einzelne, als Masse, als Unterdrückte. Neu entstanden ist ein Räderwerk, in dem der „homo oeconomicus“ zum Funktionieren dressiert ist. Gibt es einen Ausweg? Für Peter Weiss ist zumindest ein bisschen Hoffnung da: „Dass sich irgendwann ein Mensch unter freieren Formen hat entwickeln können, um Einigkeit untereinander zu schaffen. Aber es bedarf hierzu einer Veränderung in den Funktionen des Denkens selbst.“

Thorbeckes fantastisch aufeinander eingespielte Darstellertruppe verdichtet, betont, schafft Atmosphäre – um schließlich ein tief bewegtes Publikum zu hinterlassen.

Bildungszentrum und ‚Gegendruck’
Als Bildungszentrum Sprockhövel arbeiten wir mit dem Theater Gegendruck bereits seit 1996 zusammen – eigentlich sogar seit dem Songwettbewerb 1984 zur Kampagne der 35-Stunden-Woche. Damals waren sie noch als Musik- und Straßentheater unterwegs. Seither sind viele der nun insgesamt 15 Produktionen des Theaters aus Recklinghausen auch im Bildungszentrum zur Aufführung gekommen. Wir freuen uns schon auf das nächste Projekt.

Lust auf mehr!?!
Wer sich für unsere »Kulturtermine im BiZ Sprockhövel interessiert ist herzlich eingeladen. Das Haus steht allen Gästen – auch aus der Nachbarschaft – dazu offen.

Nächste Termine:

  • Kabarett mit Hubert Burghardt:
    „Sex in der Krise“ ein gesellschaftspolitischer Rundumschlag
    25. Juni um 19:30 h im (Großer Saal)
  • Unser Literatur-Salon / Litfaß
    Die Damen mit dem grünen Daumen: Frauen und Gärten
    Mittwoch, 3. Juli 2013 (nur für Frauen)

Fotos/Bilder: Tina Flügge