Brave New World – Genial. Brutal. Digital.

So lautete das Motto der Sommerschule 2018 – frei nach dem Roman Schöne neue Welt von Aldous Huxley. Rund 200 Teilnehmende aller Altersgruppen erkundeten in vierzehn spannenden Workshops das Grenzland zwischen „Analogistan“ und „Digitalien“. 

Unser Thema: Wie lassen sich das Digitale und das Analoge in eine demokratische, lebenswerte und solidarische Form bringen? Und: Was bitte ist eigentlich das sogenannte „Geheimnis der Sommerschule“?

Die Sommerschul-Reportage 2018 ist eine dicke Stöberkiste – gedacht als Souvenir und Dankeschön, Anregung und Erinnerung. Wir wünschen Euch viel Spaß mit vielen Geschichten quer zu allen Workshops und Ereignissen und insbesondere mit den vielen, wunderschönen Fotos von Thomas Range.

DIGITALE FOTOGRAFIE ERLERNEN. Foto-Safari in die RUB Lernwerkstatt inklusive

m Workshop Fotografie saßen am Montagmorgen zwölf ganz unterschiedliche Menschen mit ebenso unterschiedlichen Vorerfahrungen – alle ausgestattet mit einer digitalen Kamera. „Das angestrebte Ziel, bis zum Freitag früh eine sehenswerte Ausstellung zu produzieren, ließ Manche eher ungläubig dreinschauen“, so der erfahrene Fotograf, Blldungsreferent und Workshop-Leiter Michael Jänecke. 

Neben den technischen Aspekten von Hard- und Software, standen natürlich vor allem inhaltlich-ästhetische Fragen im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit: Worum geht es bei der Beurteilung von Fotos und ihrer Qualität: Aussagekraft, Komposition, Technik, schlichte „Schönheit“, einen eigenständigen Stil, Empathie, den rechten Augenblick für das Motiv oder die gute Nachbearbeitung?

„Vorgebucht“: Ein Ausflug in die Lernfabrik der RUB
Die Lernfabrik der Ruhruniversität Bochum (RUB) ist ein wichtiger Kooperationspartner des Bildungszentrums Sprockhövel und des IG Metall-Projekts Arbeit+Innovation

Betriebsräte und Metaller*innen haben in der Lernfabrik des Lehrstuhls für Produktionssysteme die praktische Gelegenheit selbst zu testen wie Industrie 4.0 ihre Arbeitsbedingungen verändert. Es wird weder zum unkritischen Jubel über neue Technologien eingeladen noch werden diese pauschal verdammt. Im Fokus: eine sozio-technische Perspektive von Industrie 4.0, bei der die Humanisierung der Arbeitswelt und der Mensch im Mittelpunkt stehen. Und: praktische Anregungen und Arbeitshilfen zur Mitgestaltung digitaler Transformation im eigenen Betrieb. Für den Foto-Workshop eröffnete sich mit diesem Ausflug in die Lernfabrik die Möglichkeit, den Blick auf die digitale Zukunft zu schärfen – und das natürlich in Betrachtung durch die eigene Linse. Dabei entstanden ganz verschiedene Foto-Arbeiten: von der menschlich-freundlichen Pose eines Roboters über die High-Tech-Hirnschale bis zum scheinbar geschrumpften Menschen inmitten ferngesteuerter Maschinerie. 

Kompetenzen stärken. Zukunft gestalten.
Als der Sommerschulöffentlichkeit die eigenen Eindrücke als Foto-Ausstellung präsentiert wurden, war jedenfalls die Skepsis, ob des vermeintlich geringen eigenen Könnens an der digitalen Kamera, längst dem begründeten Stolz auf die ausgestellten Werke gewichen.

Merke: In der Sommerschule lernt man, sich über die Dinge ein eigenes Bild zu machen. Immer im Paket mit drin: Tricks und Kniffe, die dies erleichtern.

KLAPPE! UND FILM AB!
„Stockbrot für alle!“ aus der Videowerkstatt

Gleich drei ehemalige „Sommerschulkinder“ waren diesmal selbst als Workshop-Teamer mit am Werk. Darunter Ronja Oppelt, die bereits im Alter von vier Jahren ihre ersten eigenen Bühnenerfahrungen in der Sommerschule sammelte. Heute ist sie Schauspielerin und festes Ensemble-Mitglied im Theater Oberhausen

Immer noch gerne kommt sie – nun als erwachsener Profi – zurück in „ihre geliebte IGM Sommerschule“. Zusammen mit Freundin und Kollegin Tanja Hagedorn, Filmemacherin aus Wuppertal organisierte Ronja auch in diesem Sommer wieder den Filmworkshop. Das Motto der reinen Jugend-Combo: 

„Von wegen, Medien sind Zeitverschwendung!“ 
Für unsere junge Film-Crew galt das überhaupt nicht; denn Produzieren ist nun einmal viel spannender als reines Konsumieren. Entschlossen nahmen alle die eigene Handy-Kamera zur Hand. Dank professioneller Unterstützung und dem Ideenreichtum in der Gruppe entstanden direkt mehrere Filmgeschichten – alle selbst erdacht und klasse gemacht. Um sie gut umzusetzen, wurde diskutiert und reflektiert, getextet und die Regie geführt, geschauspielert und gedreht. Es galt alle Requisiten zu organisieren und in so mancher Szenen gekonnt zu improvisieren. Das komplette Material wurde zudem selbst vertont und geschnitten.

„All in one!“ – ein Berg Erfahrung und viele tolle Klips
Herausgekommen sind bei der Arbeit wieder einmal jede Menge neuer Freundschaften, viel an praktischer Medienkompetenz und diesmal direkt eine ganze „Kann-Rolle“ mit sehr verschiedenen Klips. Ihre pünktliche Uraufführung erlebten die Videos bei der gemeinsamen Abschluss-Präsentation. Schade, dass der knallrote „BiZ-Biennale-Teppich“ fehlte. Na ja, vielleicht eine Deko-Idee für das „Kino-Erlebnis“ im kommenden Jahr. 

PS. Mit Rücksicht auf die Gema-Kosten werden die knallhart vertonten Filme hier leider nicht veröffentlcht. Dazu hätte auch der Sound noch selbst gebastelt werden müssen.  Wohl auch kein Thema! Doch dazu hätte die Crew dann doch noch ein paar Tage mehr benötigt ;-)).

Merke: In die Sommerschule entstehen dauerhafte Freundschaften fürs Leben und – generationenübergreifend – viele ‚kollegiale‘ und kompetente Netzwerke. 

HINFALLEN. WIEDER AUFSTEHEN.
Krönchen grade rücken – und weitermachen

Tagelang Geübtes und Entwickeltes wird am Ende der Sommerschule immer vor Publikum präsentiert. Ein beliebtes Programm-Highlight: der Zirkus-Workshop. Hier wurde tagelang von Großen und Kleinen gemeinsam trainiert, jongliert und balanciert – mit fast meditativer Hingabe und voller Konzentration. Dann heißt es endlich: „Bühne frei – im großen Saal!“

Ein kleines Mädchen springt bei der Abschuss-Performance begeistert und kraftvoll auf einen Zylinder aus Holz. Mit ihren kleinen Füßchen bewegt sie ihn geschickt quer über die große Bühne und jongliert dazu auch noch mit einem Haufen bunter Tüchern. 

Aufgeregt und ein wenig übereifrig? Das Publikum hält jedenfalls hörbar die Luft an und ein Raunen geht durch den Saal, als die Kleine plötzlich stolpert – und fällt. 

Schnell wie der Wind ist sie allerdings wieder oben auf, verweigert die fix gebotene Hilfe, beendet souverän ihren beachtenswerten Parcours. Geschafft! „Happy“ und mit einem breiten Lächeln genießt die Kleine den doppelten Applaus des Publikums und der Zirkus-Crew.Alle haben mitgezittert – und ‚live“ gesehen, was da gerade gelernt wurde: Fehler machen ist hier erlaubt. Weitermachen lohnt sich! Schön, ans Ziel zu kommen!

Merke: Sommerschule produziert Mut, emotionale Sicherheit und gesundes Selbstbewusstsein! Was zählt: Leidenschaft, Begeisterung sowie – ab und zu – etwas Applaus und Anerkennung.

Die große Abschlusspräsentation

Traditionell stellen alle Workshops der Sommerschule ihre Arbeiten zum Ende der gemeinsamen Zeit öffentlich auf der großen Bühne bzw. in einer Ausstellung vor. Nach einem langen Probentag an dem bis zur letzten Minute gebaut und gebastelt wird, erhalten die Dinge so ihren letzten Schliff. Gegen Abend herrscht eine entsprechend erwartungsfrohe und aufgeregte Stimmung.

  • Bei der diesjährigen Abschlusspräsentation war erstmals auch Irene Schulz zu Gast. Als geschäftsführendes Vorstandsmitglieder der IG Metall ist sie auch für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit zuständig.  

Eigentlich wollte sie ja schon im letzten Jahr mit dabei sein. Ja, wäre da nicht ihr erstes Enkelkind zur Welt gekommen. Gut möglich, dass sich der Kleine in den kommenden Jahren – dann natürlich zusammen mit Omi Irene – auch zum „echten Fan der Sommerschule“ entwickelt. Irene Schulz zeigte sich jedenfalls von dem gut gelaunten Ambiente schwer begeistert – und wäre gerne selbst einmal für die volle Zeit mit dabei.