Seminar im Zeichen des Aktionstages

Diese Woche begrüßt Sprockhövel aufs Neue, die im letzten Jahr neu gewählten Betriebsräte der Siemens-Betriebe in NRW, zu ihrer BR-Schulung. Das mehrstuftige Schulungskonzept, eigens zugeschnitten auf die Bedingungen bei Siemens, wird – wie geplant – mit einer weiteren Seminarwoche fortgesetzt. Dabei steht diese ereignisreiche Woche zugleich ganz unter dem Eindruck massiver Mobilisierungen in allen Siemens-Betrieben.

Angesichts der Ankündigung massiver Stellenstreichungen ruft die IG Metall den 9. Juni zum bundesweiten Siemens-Aktionstag aus:

  • Geplant sind lokale Protestaktionen von Görlitz bis Konstanz, außerordentliche Betriebsversammlungen im ganzen Bundesgebiet und zentrale öffentliche Schwerpunktaktionen – unter anderem auch im benachbarten Duisburg.
  • Der Demonstrationszug in Duisburg führt ab 10.00 h vom Sammelplatz „Parkplatz Sechsseenplatte“ über den Kalkweg und die Kruppstraße zum Kundgebungsort, der „Skaterbahn“ im Sportpark Wedau. Die Kundgebung beginnt zúm 11.00 h und endet gegen 13.30 h.
  • Auftakt ist ein Kulturprogramm. Als Redner werden in Duisburg unter anderem NRW-Bezirksleiter Knut Giesler, Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Robert Kensbock, stellvertretende Vorsitzende des Siemens Gesamtbetriebsrates erwartet. 

Aktionstag 09. Juni – auch in Duisburg
Der Siemens-Konzern ist hochprofitabel. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs betrug der Gewinn 3,9 Milliarden Euro. Doch die Unternehmensführung will die Marge weiter erhöhen – auf Kosten der Beschäftigten. Mehr als 6000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Die IG Metall und die Betriebsräte kritisieren, dass wieder einmal die Beschäftigten ausbaden sollen, was das Management verschlafen hat.

Die Weichen für die Anpassung an die seit Jahren absehbare Energiewende wurden nicht ausreichend konsequent gestellt. Jetzt klagt das Management über fehlende Absatzmöglichkeiten und Lücken bei entsprechenden Innovationen – obwohl man trotz der Warnungen von IG Metall und Gesamtbetriebsrat seit langem zu wenig in Forschung und Entwicklung investiert. Zu allem Überfluss erhöht sich gleichzeitig der Druck der sogenannten „Finanzmärkte“ auf den Vorstand von Siemens, der die Gewinnmarge deutlich in den zweistelligen Bereich steigern will. Besonders tiefe Einschnitte und massiver Stellenabbau sind in NRW (Mülheim) und Berlin zu erwarten. Aber auch andere Siemens-Standorte werden betroffen sein.

Besser statt billiger! – auch bei Siemens
Fest steht: Hätten sich die ‚Margenjäger‘ in den vergangenen Jahren immer durchgesetzt, wäre Siemens nicht mehr das, was seine Stärke ausmacht: ein integrierter Industriekonzern, der mit breiter Aufstellung und Wertschöpfungstiefe Schwankungen in einzelnen Märkten ausgleichen kann. Die Produktion an vermeintlich billigere Standorte zu verlagern oder ganz zu streichen, ist kein zukunftsorientiertes Konzept. Die wahren Probleme liegen anderswo: Siemens muss näher an die Kunden rücken, technologisch aufholen. „Wir wollen die Wertschöpfungstiefe am Standort Deutschland erhalten. Wir wollen, dass Siemens der integrierte Technologiekonzern bleibt, der er aktuell ist“, fordert deshalb auch Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandmitglied der IG Metall und Aufsichtsrat der Siemens AG.

Mensch vor Marge! Hier und anderswo!
Aus Sicht der Siemens-Kolleginnen mischt der Konzern nicht umsonst ganz vorne als ‚Global-Player‘ mit. Der Erfolg auf den Weltmärkten basiert aus ihrer Sicht vor allem auf dem Know-how und dem Engagement der Beschäftigten. Statt heimische Stellen zu streichen und den Standort Deutschland damit zu schwächen plädieren sie deshalb entschieden  „für eine langfristige Deutschlandstrategie, die Innovationen intelligent fördert und gute Arbeit – hier und anderswo – möglich macht“. Dazu braucht es innovative Ideen und motivierte Beschäftigte.

Gute und kreative BR-Arbeit bei Siemens ist jetzt besonders wertvoll und gefragt.
Das Bildungszentrum Sprockhövel wird dies – sowie natürlich den Aktionstag in Duisburg – aktiv und mit allen Kräften unterstützen.