Siemens-Aktionstag

Blitzlichter aus der Löwengrube…

Die Teilnehmenden der BR-Schulung in Sprockhövel, alle selbst aktive Siemens-Betriebsräte in NRW, fuhren natürlich auch zur Protestkundgebung nach Duisburg. Dort demonstrierten am Dienstag ca. 3.000 Siemens-Beschäftigte aus ganz NRW gegen den angedrohten Stellenabbau. Dem Aufruf der IG Metall zum Aktionstag folgten bundesweit  »Tausende von Beschäftigten an über 60 Standorten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Sprockhövel.

Mensch vor Marge: „Wir kämpfen wie die Löwen!“
Unter diesem Motto stand die Protestkundgebung der IG Metall NRW gegen die Kahlschlag-Politik von Siemens-Konzernchef Joe Kaeser. Vor einem Monat hatte der Technologie-Konzern einen überraschend hohen Stellenabbau bekannt gegeben und mit der Energiewende in Deutschland sowie der Lage der Finanzmärkte begründet. Dabei schreibt der Weltkonzern Siemens derzeit Milliarden Gewinne. An die Adresse der Konzernleitung fordert die IG Metall deshalb, so NRW Bezirksleiter Knut Giesler, „eine Deutschland-Strategie, in der die Menschen wichtiger sind als die Marge“. 

Mensch vor Marge: „Wir sind Siemens!“

Die KollegInnen bei Siemens zeigten sich in Duisburg verunsichert aber selbstbewusst. „Wir sind Siemens!“, lautet die Devise. Man begreift sich als „die besten ExpertInnen in eigener Sache“ und will an der Zukunftsdebatte des Konzerns beteiligt sein. Die Forderung: „Der Konzernvorstand sollte mehr auf die Menschen in den eigenen Reihen hören und weniger auf Aktionäre und Analysten“. Das Fazit in Duisburg: „Siemens braucht keine Angstkultur. Siemens braucht starke Innovationskultur!“

Nach der Kundgebung zurück im Bildungszentrum, bilanzierte das Siemens-BR-Seminar die Duisburger Aktion in einer sogenannten „Blitzlichtrunde“. Trotz des langen Tages entspann sich eine engagierte Diskussion.

Erste Zwischenbilanz: Das war gut und wichtig!

  • Der standortübergreifender Aktionstag war richtig! Insbesondere die durchaus persönlichen und emotional gehaltenen  Beiträge, z.B. die kämpferische Rede der BR-Vorsitzenden in Duisburg sowie der Jugend kamen sehr gut an.
  • Der Aktionstag war informativ! Die vielen Fakten und teils langen Reden waren zwar anstrengend. Aber deutlich wurde dabei wie wenig die Standorte voneinander wissen, wie wichtig ein direkter Austausch und die persönliche Begegnung sind.
  • Der Aktionstag war pressewirksam! Schon während der Kundgebung wurden die News-Ticker der IG Metall und die Nachrichten der Tagespresse untereinander ausgewertet und die vielen Bilder ausgetauscht. Selbst die Tagesschau berichtete.
  • Der Aktionstag hatte die richtige Botschaft: Siemens ist kein Sanierungsfall sondern schreibt gerade die besten Jahre seiner Konzerngeschichte. Allerdings zugunsten der Aktionäre und Analysten – das heisst auf Kosten der Beschäftigten und des Industriestandorts Deutschland.


Erster Grundtenor: Da kann noch Vieles besser werden!

  • Ein Aktionstag muss motivieren – nach außen und nach innen! Kritisiert wurde deshalb der Duisburger Kundgebungsort und Demoweg  (nicht öffentlich genug) und etwas auch die „Wortlastigkeit“ der sehr langen Kundgebung: „Eine solcher Tag muß Widerstand mit Freude und Aktion verbinden!“. Gefordert wurden Protestformen, die den Teilnehmenden selbst, eine aktivere Rolle ermöglichen.
  • Unsere Mobilisierungsfähigkeit muß besser werden. Allein in NRW gibt es 40 Standorte: Jeder sechste Beschäftigte ist vom Stellenabbau latent betroffen. „Aber nur 1/4 wehrt sich! Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir die anderen 3/4 der Belegschaft gewinnen!“ 
  • Unsere Arbeit sollte stärker auf Kreativität und Dialog setzen! Warum nicht in der Fußgängerzone mit dem Verbraucher diskutieren. Oder öffentlich den Dialog – zum Beispiel mit Klimaschützern – über innovative Produkte und Alternativen suchen? Warum nicht mal ein Siemens-„Familien“Tag, gestaltet als öffentlicher Protesttag? 
  • Mensch vor Marge! Das gilt es mit Inhalt und Leben zu füllen! Die vorhandenen Stellwände füllten sich spontan mit Statements zum Gehalt des Slogans und vielen Ideen: von der „Innovationswerkstatt“ über die Betriebsversammlung mit „World-Cafes“ bis zum „Kunst-Wettbewerb“. Warum also nicht mal ein offener „Kreativ-Workshop“ in Sprockhövel – mit Betriebsräten, Jugend und Vertrauensleute – und zusammen mit Kreativen?
  • Besser statt billiger! Entwicklung, Produktion und Vertrieb gehören zusammen! Die deutschen Siemensstandorte ebenfalls! Will man echte Innovationskraft entfalten, auf zukunftsfähige Technologien und Produkte setzten und Arbeitsplätze dauerhaft erhalten, gilt es unsere inhaltliche Kompetenz als GewerkschafterInnen, Betriebsräte und Belegschaft sichtbar zu machen. Wir müssen selbst konkrete  spannende, (betriebs-)öffentliche Impulse einbringen.

Jetzt dranbleiben! „Es gilt die Aktionstage fortzusetzen, zu vertiefen und bunter zu machen“, so lautete zusammengefasst, das erste Zwischenfazit der Runde. Für den Abend hat das Seminar den NRW-Bezirksleiter Knut Giesler und andere Gäste eingeladen. Und gespannt sein, darf man auf die Diskussionsergebnisse der Abschlussrunde. Wir wünschen dem Seminar und dem Siemens-Team gutes Gelingen! 

Weitere Bilder und Infos/aktuell unter:
https://www.facebook.com/IGMetall.SiemensDialog
und auf der Homepage der »IG Metall NRW

Hier der Bericht über den Aktionstag in der Tagesschau vom 09. Juni 2015:

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