Der Workshop »Kreatives Schreiben«

»Gucken, was in einem steckt!« – und es aufschreiben? Das Publikum staunte nicht schlecht. Klasse, was da im Workshop »Kreatives Schreiben« der IGM Sommerschule so zu Papier gebracht und beim Abschlussfest auszugsweise vorgetragen wurde. Die Gruppe präsentierte sich textsicher, vielseitig und inspirierend. Als »Hommage« an die SchreiberInnen haben wir für die bereitgestellten Texte ein kleines Online-Notizheft (siehe unten) gestaltet. Aommerschul- und Sprockhövelfans empfehlen wir Seite 16/17…

Unsere Bitte: Blättern. Lesen. Teilen.
Und dazu am besten direkt  mit diesem Artikel zurück verlinken ;-)) Denn:

  Lesenswert ist auch das Interview mit Cornelia Fiedler, Leiterin des Workshops. Sie arbeitet als Kulturjournalistin u.a. für die Süddeutsche Zeitung und teamt seit 2010 auch Seminare für die IGM, Schwerpunkt Medien und Social Media:

Kreatives Schreiben? Ein neues Thema für die Sommerschule.
Was versteht man darunter? Ist Schreiben nicht immer kreativ…?

Doch, klar! Aber beim „Creative Writing“ als Technik geht es darum, über das Schreiben als Werkzeug an das eigene künstlerische Potenzial, an die eigenen Ideen und Gefühle ranzukommen. Das hat ja jeder Mensch in sich, nur dass es den meisten spätestens in der Schulzeit ausgetrieben wird.

Viele Menschen haben ja leider eine Scheu vor dem Schreiben? Gab es bei Euren
Teilnehmenden denn nicht die berühmte Angst vor dem weißen Blatt bzw. dem ersten Satz?
Wenn ja, wie überwindet man denn eigene Schreibblockaden?

Diese Angst kann man austricksen. Ich sage nicht einfach, „so, jetzt schreibt mal was Schönes“, sondern ich fange mit sehr stark lenkenden Übungen an. Wenn beispielsweise das Thema und die Zahl der Wörter für ein Kurzgedicht vorgegeben wird, oder bestimmte Begriffe, die in einer Kurzgeschichte vorkommen sollen, dann nimmt dir das die Last der Verantwortung und du kann einfach loslegen. Viele der Übungen, die wir bei der Sommerschule gemacht haben, sind auch super geeignet, um sich ein Thema assoziativ zu erschließen oder um die eigenen Gedanken zu ordnen – das kann man dann sogar im Arbeitsalltag weiter verwenden.

Wieviel Teilnehmende haben mitgewirkt? Und was war ihre persönliche Motivation?

Wir waren zu neunt und die Gruppe war bunt gemischt. Viele hatten noch nie einfach so für sich geschrieben, sondern halt vor allem Mails und Geschäftliches. Ein Teilnehmer hatte schon online einen Fantasy-Roman mitverfasst, eine Teilnehmerin schreibt Fan-Fiction, also neue Geschichten zu Figuren aus TV-Serien. Und ich glaube, alle hatten einfach Lust, zu schauen, was so ihn ihnen steckt.

https://www.yumpu.com/de/document/read/55900657/textproben-sommerschule-2016-workshop-kreatives-schreiben

Schreiben gilt ja eigentlich als „einsame Tätigkeit“? Ist die Arbeit in der Gruppe
anders? Wo ist die Gruppe hilfreich?

Naja, erst mal tut es ja gut, zu sehen, dass sich die anderen auch gerade durch ihren Text quälen, oder? Wir haben von Anfang an vereinbart, dass nicht jeder Text vorgelesen werden muss, das ist ganz wichtig. Du weißt nicht immer, wohin dich das Schreiben führt, manches ist einfach nicht für die Gruppe bestimmt und das ist okay so! Das Reden über Texte kann aber auch sehr gut tun: Einmal sollten die Teilnehmenden nach draußen gehen, und detailliert notieren, was sie wahrnehmen. Eine Teilnehmerin kam zurück und entschuldigte sich, das seinen jetzt nur Stichpunkte. Nach dem Vorlesen habe ich in die Runde gefragt, ob es das denn wirklich nur Stichpunkte gewesen seien, und wir waren uns einig, nein, das war ein verdammt poetischer Text.

Wir waren beeindruckt über die tollen Ergebnisse. Du auch?

Ja! Die Texte waren der Hammer! Zornig und lustig, politisch und poetisch… Wir haben das Motto der Sommerschule rückwärts aufgerollt. Los ging es mit Texten zur Zukunft, da sind unheimlich eindringliche, starke Science-Fiction-Texte entstanden. Am nächsten Tag ging es um Wandel, also einerseits um Veränderungen im Leben eines Menschen und andererseits um die Frage, welchen Wandel wollen wir den gesellschaftlich? Zum Thema Migration haben dann Teilnehmende ein Interview mit einem Kollegen über dessen Fluchterfahrung geführt und es sind sehr präzise, reflektierte und berührende Kurztexte und -gedichte entstanden.

Du bist selbst Journalistin und erstmals Teamerin der Sommerschule. Was sind Deine
eigenen Eindrücke von der Woche?

Für mich war es total schön, mitzuerleben, wie die Kolleginnen und Kollegen im Laufe dieser Woche aufblühen. ich denke, das funktioniert in allen Workshops ähnlich, dass die Leute total geflasht davon sind, was sie selbst können und welchen Spaß eine künstlerische Tätigkeit machen kann. Das gibt einem tatsächlich eine neue Sicherheit, ein Stück Selbstbewusstsein. Und damit passt es meiner Ansicht nach auch wunderbar in die gewerkschaftliche Bildungsarbeit.

Chapeau! Ein Danke, Dir und natürlich der Gruppe, auch für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte. Das Notizbuch erweitern wir Euch gerne um weitere Kostproben.