Genossenschaften als Alternative

23.07.2012 | Passend zum Internationalen Jahr der Genossenschaften 2012 machen wir im Seminar „Wirtschaftstheorien und politisches Handeln“ (05. – 10.8.12) unter anderem mit der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom bekannt. Sie zeigt in ihren Studien auf, dass eine nachhaltige und erfolgreiche Nutzung von Gemeinschaftsgütern möglich ist. Als Alternative zu Privatisierungen und Marktmechanismen plädiert sie für regionale Kooperationen von Betroffenen in Gemeinden oder Genossenschaften. Ein Besuch in Wuppertal bei dem Förderverein „Konsumgenossenschaft Vorwärts Münzstraße e.V.“ ist geplant.

„Vorwärts“ und ihre Enkel
In der alten Industriestadt Wuppertal mit ihrer damals bedeutenden Arbeiterbewegung spielten seit dem 19. Jahrhundert die Genossenschaften als dritte Säule der Arbeiterbewegung nach Partei und Gewerkschaft eine bedeutende Rolle. Ein Monument dieser Geschichte steht in Wuppertal-Barmen an der Münzstraße, die ehemalige Zentrale der Konsumgenossenschaft „Vorwärts“.

Seit 2000 arbeitet ein Förderverein daran, den alten Gebäudekomplex aufgrund seiner Bedeutung für die Wuppertaler Sozialgeschichte zu erhalten und mit neuem Leben zu füllen. Seitdem ist viel geschehen. Mit Unterstützung der Stadt wird saniert und umgebaut, werden historische Relikte bewahrt und nach und nach die Räumlichkeiten einer neuen Nutzung zugeführt. Der Förderverein selber, der hier Veranstaltungen, Führungen, Ausstellungen etc. durchführt, hat mittlerweile einen Raum zur Nutzung erhalten, um Geschichte vor Ort – auch als außerschulischer Lernort – zu vermitteln.
Da die Vereinsmitglieder ehrenamtlich tätig sind, gibt es (noch) keine festen Öffnungszeiten. Interessenten können sich wenden an heide.koehler@t-online.de .Weitere Informationen unter www.vorwaerts-muenzstrasse.de

GEOS eG (Genossenschaft Elberfeld-Ostersbaum eG)
Die Zeit der großen Arbeiter-Konsumgenossenschaft ist spätestens seit den 1970er Jahren Geschichte. Seit 2008 entstanden in der Bergischen Region aber neue Genossenschaften, die sehr unterschiedliche Ziele und Arbeitsschwerpunkte haben. Trotzdem haben sie eines gemein: In Stadtteilen haben sich Menschen zusammengeschlossen, um ein dort bestehendes Problem in gemeinschaftlicher Selbsthilfe anzugehen – insofern vergleichbar mit den historischen Gründungen.

Die GEOS eG (www.geos-eg.de) entstand 2008 in einem Stadtteil mit hoher Arbeitslosigkeit. Sie bietet Kunden einfache Dienstleistungen rund um Haus und Wohnen an, von Reinigungs- bis zu Renovierungsarbeiten. 2009 schlossen sich in Solingen-Hasseldelle Bewohner/innen eines Stadtviertels zusammen, in dem es keine Einkaufsmöglichkeit mehr gab und betreiben als Genossenschaft einen eigenen Lebensmittelladen. 2010 gründeten Hausbesitzer in der Elberfelder Nordstadt eine Genossenschaft, um ihren Stadtteil aufzuwerten, indem sie u.a. Häuser aufkaufen und diese so sanieren, dass preiswerte Wohnungen erhalten bleiben. 2012 wurde schließlich in Wuppertal-Ronsdorf eine Energiegenossenschaft gegründet. Mitglieder sollen unabhängig von Konzernen mit selbst produziertem Solarstrom versorgt werden.

Zum Thema „Gewerkschaften und Genossenschaften – Neue Wege im 21. Jahrhundert“ schreibt der DGB-Vorsitzende Michael Sommer im gewerkschaftlichen Debattenmagazin Gegenblende