Wir sind CHARLIE! Nicht PEGIDA…

»Ich verachte ihre Meinung, aber gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.«, heißt es in dem Buch »The friends of Voltaire«. Diese Haltung haben die Karikaturisten und Redakteuren von Charlie Hebdo, die Geiseln in dem jüdischen (!) Supermarkt und zwei Polizisten, mit dem Leben bezahlt. Unter den Ermordeten – von den Medien nicht gerade betont – auch zwei Muslims: einer der Redakteure und der Polizist Ahmed Merabet, ein Franzose algerischer Herkunft.

Kühlen Kopf bewahren…
… empfiehl die TAZ am Donnerstag auf ihrer Titelseite (und zeigt – doppelsinnig wie immer – ein Schaffott). Auf der Straße und im Internet folgte eine große Welle der Solidarität. Auch die Mitglieder der Politischen Forums – Jahresauftaktveranstaltung im Bildungszentrum- bekundeten spontan ihre Haltung und Betroffenheit (siehe Foto) und veranstalteten in der Mittagspause eine »Aktuelle Stunde« zu den Ereignissen in Paris. Im Fokus die Frage: Wie kann man jetzt verstärkt mit muslimischen Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch und zur gemeinsamen Aktion kommen. Denn die wichtige Frage heute lautet:

Und was kommt danach?
… wenn Trauer und Betroffenheit dem politischen Tagesgeschäft weichen: Bringt der Anschlag Wasser auf falsche Mühlen? Oder stärkt der Pariser Amoklauf die Immunkräfte der Gesellschaft gegen jeder Art der totalitären Bedrohung? Eines ist klar: »Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.« (Benjamin Franklin).

Arsch hoch. Zähne auseinander.
Jetzt das Gespräch suchen. So lautete jedenfalls ein wichtiges Fazit der dreitägigen Forums-Veranstaltung, die sich intensiv mit PEGIDA & Co, dem Thema „»Flucht« sowie den Mythen und Ängsten, Opfern und Profiteuren unserer Leistungsgesellschaft auseinandersetzte. Es ist Zeit ehrlich miteinander zu sprechen: Auch über eigene Ängste und Vorurteile. Und gerade innerhalb der IG Metall. Gesucht werden muss, der offene und persönliche Dialog »auf Augenhöhe« zwischen allen Kolleginnen und Kollegen, egal welcher Herkunft, Kultur oder Religionszugehörigkeit. Es geht um Respekt! und ein echtes Interesse aneinander.

Dieser Anschlag trifft uns alle!
Es geht um die Meinungsfreiheit und eine lebenswerte, offene Gesellschaft. Kunst, Satire und Religionskritik sind dabei geradezu staatsbürgerliche Pflicht und Voraussetzung für Religionsfreiheit. Dazu Jürgen Becker, Kölner Kabarettist und beißender Kritiker des Katholizismus: »Wer in einer multireligiösen Gesellschaft leben will, muss akzeptieren, dass andere seine religiösen Überzeugungen für völlig abstrus halten und darüber lachen. Im Übrigen sind Religion und Humor dabei enge Verwandte. Beide versuchen die Dinge anders zu sehen, als es die Vernunft nahelegt. In diesem Sinne sage ich: Chapeau, Charlie Hebdo! Jetzt erst recht.«

Kleine Empfehlung: Was darf Satire?
Angesichts des Anschlags auf die Redaktion des französischen Satiremagazins »Charlie Hebdo« ist Kurt Tucholskys Text zur Freiheit der Satire aktueller denn je. Politiker und Prominente rezitieren ihn hier anschaulich für das zdf-Kulturmagazin »aspekte«.

Hier findet Ihr auch die Resolution des IGM-Vorstands als PDF zum »Download.


MaGro