Wer lehrt, will auch selbst dazu lernen

»Alle aktuelle Themen sind heute auch immer europäische Themen!« Das findet jedenfalls das Bildungsteam Sprockhövel. Für ein Bildungswochenende „in eigener Sache“ stand deshalb Europa auf der Tagesordnung: Ein offenes Angebot zur Weiterbildung für die hauptamtliche und externen Bildungsreferenten- und Referentinnen in Sprockhövel selbst. 

Dazu Petra Wolfram: „In jedem Seminar, dass wir planen und durchführen, setzt man sich mit verschiedenen Inhalten und Neuerungen auseinander. Und natürlich profitiert das eigene Wissen und Denken, auch von der Debatte mit den Teilnehmenden und vielen referierenden Gästen in unseren Seminaren. Dennoch: Impulse von aussen und dabei vor allem die gemeinsame Diskussion und Reflexion als Bildungsteam, ist für die Qualität der alltäglichen Arbeit dennoch unverzichtbar!“.

Den gewollt dichten Input nahmen denn auch alle gerne in ihr tägliches Handgepäck auf. Eingeladen waren vier Referenten, die das sperrige Thema ‚Europa‘ jeweils unter einem ganz eigenen Blickwinkel beleuchteten.

Ausgewählte Blicke auf Europa – inhaltliche Impulse zum Thema
Der Freitag diente einem Einstieg in die Debatte und dem allgemeinen Überblick zur Sachlage:

  • »Steffen Lehndorf, Sozialforscher und Abteilungsleiter »Arbeitszeit und Arbeitsorganisation am Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen beschäftigte sich mit der inneren Dramaturgie der sogenannte Euro- und Finanzkrise sowie der besonderen Rolle von „Merkel-Deutschland“. Um das „Märchen von den Schuldensündern“ in Europa zu entarnen, lieferte er anschauliche Zahlen, Fakten und Hintergründe. Seine Bilanz: Von einem „Aufschwung durch Verarmung“ profitiert vor allem das Finanzkapital und eine immer kleinere und reichere Minderheit. Doch auf Dauer kann Gesellschaft als Ganzes in Europa nicht profitieren, ohne wieder sinnvoll zu investieren. Aus seiner Sicht die Kernfragen: Was steigert die Binnennachfrage? Und wie muss kollektives, grenzübergreifendes Handeln aussehen um ein demokratisches Europa als „eine solidarische Ausgleichs- und Transfer-Union“ zu befördern?
  • Andreas Bodemer aus dem neu eröffneten »Brüssel-Büro der IG Metall verschaffte einen konkreteren Einblick hinter die Kulissen europäischer „Gewerkschafts-Lobby“. In enger Zusammenarbeit mit dem Europateam der IG Metall in Frankfurt sowie gewerkschaftlichen Partnern wie IndustriAll EGB und DGB versteht sich das Brüsseler Büro dabei als flexibles Orga-Team zu ausgewählten Schwerpunkten sowie als „Frühwarnsystem“. Bodemers Credo“ Wir wollen einerseits EU-Themen verstärkt in die IGM-Debatte hinein tragen und andererseits unsere starke und vor allem praxisnahe Betriebskompetenz als IG Metall  in Brüssel sichtbar machen und sprechfähig.“ Und dabei ist man auf einem guten Weg:

    Im Aufbau: Ein abonierbarer Newsletter des Brüsseler Büros. Ein gutes Beispiel: Die in Brüssel wahrgenommene, eigenständige Stimme von Betriebsräten der Automobilbranche z.B. zu TTIP. Gerade in Vorbereitung: Eine industriepolitische Konferenz in Brüssel unter dem Titel »Europa 2020 – Industriepolitik in Europa.

Samstags lag der Schwerpunkt der Weiterbildung dann bei zwei wichtigen und konkreten Sachthemen, die in der Bildungsarbeit des Hauses seminarübergreifend Rolle spielen:

  • Jan Cremers, ehemaliger EU-Parlamentarierer und niederländischer Soziologe am Institut für Arbeitsbeziehungender Universität Amsterdam. refererierte über aktuelle Entwicklungen im europäischen Arbeitsrecht. Ein Schwerpunkt: Konsultationsverfahren und Neuerungen zu den Richtlinien für die Arbeit europäischer Betriebsräte (EBR-Arbeit). Das Thema Rechtspopulismus (am Beispiel der Niederlande ) in Europa wurde anschließend eingeleitet durch Kees van der Pjit, Politologe und emeritierter Professor der Universität Amsterdam.


Europa. Unser Job! Für Austausch und solidarische Begegnung

Zwischenfazit der stellvertretenden Schulleiterin Brigitte Kurzer:“Unser IG Metall-Motto zur EU-Wahl ‚Europa. Unser Job!‘ bleibt aktuell. Das will aber auch gelebt werden. Für viele betriebliche und gesellschaftliche Konflikte lassen sich heute nur solidarische Lösungen entwickeln, wenn wir den Blick für europäische Zusammenhänge weiten und  für die eigentlichen Akteure vor Ort auch  interessant machen. Dazu braucht persönlichen Austausch auf Augenhöhe. Es gilt tragfähige Arbeitsbeziehungen zu stiften und zu verstetigen. Gerade die Bildungszentren der IG Metall haben hier – als Orte direkter und kollegialer Begegnung – eine herausragende Aufgabe“.

Zur Info:
Die Referate und Materialien der Weiterbildung werden in unserer »Rubrik Seminardoku für die Teilnehmenden (und Interessierte) hinterlegt. Sie können dort mit dem entsprechenden Passwort abgerufen werden.

MG