Repräsentative Studie zeigt erste Ergebnisse

In der Berichterstattung der Medien aber auch in Studien und Forschungen über Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa ist eine Gruppe zu kurz gekommen: die Flüchtlinge selbst. Was sagen sie selbst dazu. Wie qualifiziert sind Flüchtlinge? Was wollen sie erreichen? Welche Einstellungen haben sie zu Demokratie und Werten? Interessante und valide Einblicke verschafft dazu erstmals eine gemeinsame Studie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Menschenrechte, Bildung und Perspektive
In einem aufwendigen Verfahren wurden dieses Jahr 2.349 Geflüchtete unabhängig von ihrem Schutzstatus als Asylbewerber, Flüchtling oder subsidär Geschützter repräsentativ befragt. Die Befragung soll 2017 fortgesetzt und ausgeweitet werden, mit insgesamt 4.500 Interview. Erste Zwischenergebnisse der sogenannten IAB-BAMF-SOEP-Befragung liegen nun vor – mit interessanten Ergebnissen auch und gerade im Vergleich mit der Haltung Alteingesessener. Einige der Ergebnisse: Flüchtlinge geben im Schnitt rund 7.000€ für ihre Flucht aus, wobei die Summe stark von ihrer Herkunftsregion abhängt. Dabei greifen sie zumeist auf Ersparnisse (der Familie) zurück. Sie kommen nach Deutschland, weil hier Menschenrechte geachtet werden – so 73% der Befragten. Das Bildungssystem (43%) und das Gefühl Willkommen zu sein (42%) rangierten auf Platz 3 und 4. Bildung spielt für sie insgesamt eine wichtige Rolle: 58% haben bereits mindesten 10 Jahre Bildung genossen, 66% wollen in Deutschland eine Berufsausbildung absolvieren und 23 % streben einen Hochschulabschluss an.

Demokratie und Gleichberechtigung
Eine überwältigende Mehrheit der Geflüchteten (96 Prozent) spricht sich für die Demokratie als gewünschte Staatsform aus – bei der alteingesessenen Bevölkerung in Deutschland sind es 95 Prozent. Zwar stimmen erhebliche Teile der Geflüchteten auch Aussagen zu, die dem westlichen Verständnis von Demokratie widersprechen – etwa für den Wunsch nach einem starken Führer (21 Prozent) oder danach, dass Experten statt der Regierung Entscheidungen treffen sollten (55 Prozent). Allerdings liegen diese Zustimmungswerte bei der deutschen Bevölkerung jeweils sogar noch ein bisschen höher. Interessant auch die Werte zum Thema Gleichberechtigung: Demnach stimmen mit 86 Prozent sogar mehr Flüchtlingen der Aussage zu, dass Arbeit die beste Möglichkeit für Frauen sei, unabhängig zu sein – selbst 85 Prozent der männlichen Flüchtlinge sehen das so, während dem unter den deutschen Männern nur 62 Prozent zustimmen. Dafür halten es tendenziell etwas mehr Flüchtlinge als Deutsche für problematisch, wenn Frauen mehr verdienen als ihre Partner. Mit 92 % gleichauf liegen alteingesessene Deutsche und Flüchtlinge bei den Zustimmungswerten für gleiche Rechte von Frauen und Männern.

Es lohnt sich , einen Blick in den ersten Zwischenbericht der Studie zu werfen. Hier die »Kurzfassung sowie die »komplette Studie zum downloaden.