1914 – Mitten in Europa…
… so lautet der Titel eines großen Verbundprojektes des Landschaftsverbandes Rheinland, mit dem an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert werden soll. Von der Kokerei Zollverein Essen bis zum Freilichtmuseum Kommern, vom Lehmbruck – Museum in Duisburg bis zum Landesmuseum in Bonn, von der Barmer Münzstraße bis nach Aachen sind mehr als zehn prominente Ausstellungsorte, Institute und Museen an diesem Projekt beteiligt. Eingeladen wird zum Mitdenken und Gedenken. Die Spurensuche verschafft Einblicke in unsere Vergangenheit, sucht aktiven Bezug zur Gegenwart, ja schafft sogar Anknüpfungspunkte für zeitgemäße und zukunftsträchtige Ideen. Ein gutes Beispiel – und das ganz in der Nähe vom Bildungszentrum – ist das Ausstellungsprojekt in Wuppertal Barmen:
„Mit uns zieht die neue Zeit…“
so lautet der Titel des Ausstellungsprojektes im Gebäudekomplex der ehemaligen Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ in der Münzstraße. 51 – 53 in Wuppertal – Barmen. Zu erleben ist eine Ausstellung, in der die herausragende Bedeutung der Genossenschaftsidee zwischen 1914 und 1918 dokumentiert wird. Dazu Heide Koehler, Vorsitzende des Fördervereins: „Wir laden ein zum Besuch der Ausstellung und freuen uns über Teilnahme an den Veranstaltungen des umfangeichen Begleitprogramms“. Geboten werden (Gruppen-)Führungen, Lesungen und Vorträge, Filme und Exkursionen noch bis zum 15. September 2014.
Konsumgenossenschaften im Rheinland 1900 – 1918 …
Die Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ wurde im Jahre 1899 gegründet. Die Gebäude entstanden zwischen 1906 und 1916. Herzstück des Komplexes war eine hochrationelle Brotfabrik mit einer unterirdischen Bahnanbindung. Nach dem Auszug der Konsumgenossenschaft 1931 wurden die Gebäude als Gefangenenlager der SA, als Wehrmachtskaserne, als Lebensmittelgroßhandel und als Flüchtlingslager genutzt. Das Gebäude selbst dokumentiert so den Wandel der Geschichte.
Die aktuelle Ausstellung dokumentiert die Aufgaben, die Entwicklung und den emanzipatorischen Anspruch der Konsumgenossenschaften. Um die Jahrhundertwende (1900) wurden Dutzende Konsumgenossenschaften im Rheinland gegründet. Sie entwickelten sich zur bis dahin größten Verbraucherbewegung in Deutschland. Neben den Arbeiterparteien und Gewerkschaften verstanden sich die Genossenschaften damals als dritte Säule der Arbeiterbewegung. Durch genossenschaftliches Wirtschaften sollte Not und Kapitalismus überwunden und ein gemeinwohlorientierter Wohlstand entwickelt werden.
… ein moderner und zeitgemäßer Gedanke?!
Modernisierungsaspekte wie die Einführung rationeller Großproduktion, ihre Nutzung für verbesserte Arbeits- und Lebensbedingungen, die Durchsetzung von Tarifverträgen, die sich verändernde Frauenrolle und demokratische Selbst- und Mitbestimmungsformen werden in der Ausstellung thematisiert. Einiges davon wurde während des 1. Weltkrieges leider für die Kriegswirtschaft instrumentalisiert. Und die internationalistischen Ideale der Genossenschaftsbewegung wurden gebrochen.. Dennoch erlebte die Genossenschaftsbewegung nach dem 1. Weltkrieg ihren Höhepunkt. unzählige Genossenschaftszentralen und Produktionsbetriebe entstanden, das Konzept der „Wirtschaftsdemokratie“(Fritz Naphtali) wurde entwickelt.
Auch wie aktuell diese Gedanken auch heute noch sind, zeigt und diskutiert die Ausstellung. Denn in Zeiten globaler Wirtschafts- und Finanzmärkte entstehen parallel wieder zunehmend neue genossenschaftlich organisierte Projekte auf lokaler und regionaler Ebene. Kernfragen: Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, Förder-, Demokratie- und Solidaritätsprinzip – welchen Stellenwert werden die Genossenschaften in der Zukunft haben? Wie kann und will sich die Genossenschaftsbewegung neu beleben und vernetzen?
Mehr Infos: http://www.rheinland1914.lvr.de/de/intro.html
Öffnungszeiten: Bis 15.09.14 jeweils Do – So von 14.00 – 17.00 Uhr
Anfragen nach Gruppenführungen bitte per Mail an heideingridkoehler@gmail.com