Für das Gehirn gilt »Use it or lose it!«

Diese Faustregel der Neurowissenschaften umschreibt, was mit Gehirn und Gedächtnis passiert, wenn man es nicht benutzt. Mittlerweile nachgewiesen: Neuronale Schaltkreise im Kopf müssen angewendet und herausgefordert werden. Dadurch werden neuronale Bahnungen und Synapsen im Gehirn verstärkt, besser vernetzt und bleiben bis ins hohe Alter hinein funktionsfähig. Bahnungen und Netzwerke, die der Mensch nicht nutzt, werden zunehmend schwächer bis wir uns schließlich an gelernte Zusammenhänge nicht mehr erinnern können. Zwar sind einmal gelernte und verarbeitete Informationen neuronal nicht völlig verschwunden, jedoch können wir sie nicht mehr abrufen.

„Use it or lose it!“ ist damit auch als wissenschaftlich fundierte Einladung zu verstehen, offen für Neues zu bleiben, ein Leben lang – und das übrigens am besten in der Gruppe – zu lernen sowie mental und emotional am Ball zu bleiben. Nichts tut unseren grauen Zellen so gut wie ein buntes Leben, direkter sozialer Kontakt und anregender (Wissens-)Nachschub. Soweit!

Neurowissenschaft trifft Reformpädagogik
Ein interdisziplinärer Dialog, den wir vertiefen sollten
Das Bildungsteam in Sprockhövel wollte mehr über aktuelle neurowissenschaftliche Erkenntnisse und den praktischen Nutzen für die eigene Seminararbeit wissen. Deshalb beschäftigte man sich im Rahmen einer zweitägigen Weiterbildung und am Rande der diesjährigen Pfingstarbeitstagung mit spannenden Fragen:

  • Was geschieht im Hirn, wenn wir lernen/lehren?
  • Wie entsteht die Welt in unserem Kopf?
  • Warum sind wir, wer wir sind? Tun, was wir tun?
  • Kann man auch soziale Empathie (nach-)lernen?
  • Wie können wir (auch das eigene) Lernverhalten unterstützen?
  • Was kann zeitgemäße Reformpädagogik von Neurodidaktikern lernen?
  • Welche Kenntnis und Erfahrung brauchen IGM-BildungsreferentInnen?
  • Was sind gute Lernumgebungen und Lernarrangements?
  • Wie strukturiert man IG Metall-Seminare „hirngerecht“?
  • Wo hilft die Neurowissenschaft uns dabei nachzubessern?
  • Was stärkt selbstbewusste Teilnehmende und Lehrende?

Eingeladen hatte man Zwei, die beide für ihr jeweiliges Fach begeistern können; natürlich weil sie selbst davon begeistert sind: Prof. Dr. Heinz Schirp, Neurodidaktiker und u.a. ehemalig der stellvertretende Leiter des Soester Landesinstituts für Schule und Weiterbildung in NRW. Und: Prof. Dr. Hilbert Meyer, em. Professor für Schulpädagogik an der Carl von Ossietzky Universität zu Oldenburg, ein Vollblutdidaktiker und langjähriger Begleiter und Mentor in Sachen politische Erwachsenenbildung – gerade für und in der IG Metall. 

„Belehren und bekehren – funktioniert nicht!“
Es gilt die Erfahrung des Einzelnen zu stärken, selbstständig in der Lage zu sein, auch schwierige Herausforderungen aufgrund eigener und neu erlernter Kompetenzen bewältigen zu können. Gerade das inspiriert und produziert – bei Lehrenden und Lernenden – den wertvollsten „Outcome“ unserer Seminararbeit. Denn:

Geweckt wird die Lust weiterzumachen – und dranzubleiben!
Wie hierbei neurodidaktische Erkenntnisse helfen, das beantwortet eine ausführlichere Fassung dieses Berichts in der nächsten Ausgabe von >miteinander Zukunft denken<, dem IG Metall newsletter für Inhalt, Form und Praxis gewerkschaftlicher Bildungsarbeit. Hier – und schon einmal vorab – die Handouts unserer beiden Referenteninklusive Literaturlisten: